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Peter Lang – LANDSYN – Land in Sicht – Ein nautisches Pleinair Projekt

7. Januar 2022 - 10. Februar 2022

Seit vielen Jahrzehnten beschäftige ich mich mit der Landsichtung. Im Kindesalter war meine Wahrnehmung der Landschaft mit einem Gefühl der Schönheit gepaart. Es stellte sich in der Bewegung, beim Laufen, Radfahren oder Bergsteigen ein, wenn die Landschaft-Raum-Komponenten Vordergrund, Hintergrund, Himmel und Licht so aufeinandertrafen, dass für mich ein ästhetischer Moment entstand. Diese visuelle Grundfrage stellt sich für mich bis heute als bildender Künstler. Zur optischen Wahrnehmung des Landschaftsraumes kam im Laufe meiner künstlerischen Darstellung die Frage der Verwendung der malerischen und grafischen Mittel. Dieses zusammen zu bringen ist mein Beruf.

Das Kunstprojekt LANDSYN – Land in Sicht hat die Elemente Land, Standpunkt, Bewegung, Beobachtung, Sichtung, Entscheidung und Ausführung „En Plein Air“. Als Land habe ich die Insel Island gewählt. Der Standpunkt ist der alte Fischkutter Pall Helgi auf dem Nordatlantik. Auf ihm wurde ein Zelt mit einem großen Ausguck zur Küstenlinie installiert. Im Zelt war ein Maltisch, von dem aus die Landschaft gesichtet und der Zeitpunkt zum Start der grafischen und malerischen Aktion getroffen wurde. Das Eichenboot fuhr mit zwei bis zehn Knoten Geschwindigkeit insgesamt eine Strecke von ca 2500 Seemeilen ab. Dabei wurden 48 isländische Fjorde ein- oder mehrmals befahren und in 28 Häfen angelandet. Gearbeitet habe ich auf Papier, Arches Rives Bütten, 300g/qm im Format 80 x 120 cm oder 60 x 80 cm. Meine grafischen Geräte waren das Falzbein, eine stumpfe Radiernadel, Bleistift, Stahlfeder und Tuschpinsel. Als Farbmittel habe ich Farbpigmentteige der Firma Kremer verwendet, die mir David Kremer speziell für die Reise angefertigt hat. Bindemittel war Schellack.

Der Zeitpunkt der Umfahrung war Juni bis Mitte August 2021. Bolungarvik im Nordwesten Islands war Ausgangspunkt und Endpunkt der Malreise. Richtung N-O-S-W.

Gearbeitet habe ich ausschließlich auf dem Wasser. Mein Inspirationsbeobachtungen fanden immer während der Seefahrt statt. Von meinem Zeltausguck betrachtete ich die Landschaft und zündete bei einer für mich ergreifenden Landschaftssituation meinen malerischen und zeichnerischen Prozess. Der lief meist damit ab, dass ich zuerst mit Falzbein, Radiernadel oder stumpfen Bleistift Vertiefungen in Vorder- und Rückseite ins Papier prägte. Nachdem so eine Bildidee entstanden war, habe ich mit Farbtuschen die Zeichnung farbig gefasst. Meist wurde das Blatt mit Ortsnamen betitelt und mit nautischen Maß in Länge und Breite verortet und dann signiert.

Die Außenbedingungen, Temperatur und Wetter haben meine Arbeit stark geprägt. Entscheidend aber war die Bewegung des Bootes im Wellengang. Bei sehr starkem Wellengang entstanden meist sehr direkte Arbeiten, in starken expressiven Duktus. Es war ein sehr rigoroses Aufnehmen und Ausdrücken. Die starke körperliche Physis am Arbeitsplatz forderte eine sehr konsequente Umsetzung. Diese Wildheit habe ich sehr geschätzt. In ruhigem Fahrwasser sind entsprechend zarte und feine Arbeiten entstanden. Die Zeichnung konnte komplexer gesetzt und die Farbe differenzierter gemischt werden. Das Wetter, Wellengang und die starken Meeresströmungen haben grundsätzlich meine Beobachtung und meinen Arbeitsprozess beeinflusst. Die schnell wechselnden Lichtstimmungen waren die Grundlage für die jeweiligen Farbentscheidungen.

Die künstlerische Auseinandersetzung war unmittelbar mit der Jetzt-Situation auf dem Wasser verbunden. Wind, Wetter und Wasser prägte meine Arbeit. Die Weiterfahrt des Schiffes veränderte somit ständig den Standpunkt meiner Landsichtung und ist somit der immanente Unterschied zu meiner Arbeit an Land. Der Landstandpunkt ist immer fest und die Betrachtung ist nur geprägt von wechselnden Lichtstimmungen, ganz anders auf dem Wasser in Seefahrt. Eine Situation, die mir eine präzise Wahrnehmung und blitzartige Umsetzung abverlangte: Zaudern unmöglich, ein impressionistischer Eindruck, eine expressive Ausführung, eine Momententscheidung, kein Abwägen, radikale Umsetzung, Kopf oder Zahl, immer riskant. Es war ein Arbeiten im Hier und Jetzt voller Konzentration, ein Arbeitsrausch, wunderbar für mich.

Das einfache freie Leben an Bord Pall Helgis rahmte den Arbeitsplatz ein. Gekocht, gegessen und geschlafen wurde gemeinsam mit der Schiffsmannschaft in der kleinen Kajüte im Bug des Bootes. Verspeist wurde fast ausschließlich der Fischfang des Vortages, besprochen wurde alles am kleinen Kajütentisch oder es wurde spontan nach der jeweiligen Wettersituation entschieden: Kurz, direkt und sofort. Die Stimmung der Mannschaft war immer hervorragend und es wurde viel gelacht. Die Mannschaft bestand aus dem Kapitän und Ingenieur Loftur Bjarnason (56 Jahre), dem Koch und Manager der Reise Sigfus Almarsson (66 Jahre), Gabriele Lang-Kröll als Dokumentaristin und Matrosin (55 Jahre) und dem Künstler Peter Lang (55 Jahre). Während des Landgangs von Loftur übernahm Fri∂thjoffur Saevasson (54 Jahre) das Ruder und Arni Samuelsson (70 Jahre) unterstützte ihn als Maschinist. Manchmal hatten wir auch Gäste an Bord, die uns für ein paar Tage begleiteten. Gemeinsam haben wir allen Widrigkeiten getrotzt und wurden mit der unglaublichen Schönheit der Insel überrascht und belohnt.

Die wilde Seefahrt haben wir dank der umsichtigen und professionellen Kapitäne unversehrt überstanden, was ein Glück ist. Wir haben gemeinsam nicht den Fisch gejagt, sondern die Schönheit der Insel. Was für ein Malabenteuer!

Auf See, 20. August, Nöronna (Fähre Island-Dänemark)
Peter Lang

Details

Beginn:
7. Januar 2022
Ende:
11. Februar 2022
Veranstaltungskategorie:
Veranstaltung-Tags:
Eintritt: -

Veranstaltungsort

Galerie Anna25 neu
Schönleinstr. 25
Berlin, 10967 Deutschland
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Veröffentlicht am: 01.01.2022 | | Tag: intern,

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