Reste. Bruchstücke. Wiederentdecktes und Zugeschnittenes – im Grunde überflüssig Gewordenes. Und doch zur Bühnenreife gebracht. Zu kleinen Attraktionen komponiert und fotografiert. So erhält das unscheinbare Alltägliche eine ungewöhnliche Aura. Geschnittene Stoffe, gewelltes Blech, gewickelter Draht, gelegte und gerollte Papierstreifen, drapierte Gaze oder zusammengesteckte Gebrauchsdinge gewinnen in den Arbeiten von Angela Bröhan eine eigene Würde. Sie mögen an unseren leichtfertigen Umgang mit den Ressourcen erinnern, die hier als banale Dinge wie selbstbewusst ins Bild treten.
Die Künstlerin bleibt sich in der Wachheit und Sicherheit ihres künstlerischen Schaffens treu: dem Dinghaften Raum geben und seiner Stille lebendigen Ausdruck verleihen. Es ist ihre 3. Solo-Ausstellung in der Galerie ep.contemporary, in der sie sich dem Stillleben widmet und ihre eigenwilligen Welten vorstellt.
Die Fotowerke von Angela Bröhan malen Geschichten aus, die sich in feinen, wundersamen Stimmungen ausdrücken, indem sie Dingen eine neue Ganzheit und eine große Schönheit gibt. Schönheit ist nicht banal oder oberflächlich. Schönheit reicht in die Tiefe.
Eine Vielfalt und ein Miteinander von Farben und Formen und von Erkennbarem und Unbestimmtem wird ästhetisch in großer Strenge spielerisch gefasst und gibt den Werken eine hohe Intensität durch Dichte, Klarheit und Leichtigkeit. Es ist diese Intensität, die den Arbeiten Stille und Ruhe gibt und doch eine Art Auferweckung spürbar macht. Das weckt Neugierde und erweist sich als ein Blick durch die Oberfläche der dargestellten Dinge hindurch auf ein Wesentliches.
Hajo Eickhoff, Berlin 2022