“Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin”

Franz Skarbina Blumenfest in Paris (Fête des Fleurs) um 1894 Pastell auf Malkarton Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Foto: Wolfgang Pfauder

Am 5. Februar 1892 gründen elf Maler in Berlin eine Gemeinschaft „zur Veranstaltung von künstlerischen Ausstellungen“. Die „Vereinigung der XI“, so der exzentrische, an Geheimbünde oder Verschwörungszirkel erinnernde Titel, wird die Kunstwelt revolutionieren. Die Ausstellung „Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin“ im Bröhan-Museum zeigt anhand von mehr als 100 Werken von Künstlern wie Max Liebermann, Walter Leistikow, Ludwig von Hofmann und Franz Skarbina erstmals die Geschichte dieser richtungweisenden Berliner Künstlerorganisation. Sie rekonstruiert Teile der historischen Ausstellungen, stellt die beteiligten Künstler vor und beleuchtet das kunstpolitische Umfeld sowie die kontroverse Berichterstattung.

Die Vereinigung der XI ist visionär. Schon die Gründung erregt die Gemüter: Noch nie hat es einen vergleichbaren Zusammenschluss moderner Künstler als Alternative zur Akademie und den traditionellen Künstlervereinen gegeben. Ihre Mitglieder vertreten fortschrittliche Kunstrichtungen wie Impressionismus und Symbolismus, die im kaiserzeitlichen Berlin sonst kaum einen Ort haben. Ausstellungsort ist die Galerie Schulte im Palais Redern, einem Stadtpalais Unter den Linden 1, dem Standort des heutigen Hotel Adlon. Durch die prominente Lage – nur einen Steinwurf von der Akademie der Künste, dem Zentrum der etablierten Berliner Kunstwelt, entfernt – erreichen die „XI“ eine hohe Aufmerksamkeit. Richtungsweisend ist aber auch die Präsentation der Werke: Nicht nur bespielen die „XI“ den modernsten Ausstellungsraum Berlins, der als erster über elektrische Beleuchtung verfügt, auch die von den Künstlern selbst konzipierte Hängung setzt neue Maßstäbe. Als Künstlerkuratoren können sie ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Der Gruppe geht es um eine grundsätzliche Verbesserung der Ausstellungssituation der bildenden Künstler und ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse.

Die Vereinigung der XI erhält großes Presseecho, sämtliche Ausstellungen werden kontrovers und erhitzt diskutiert. Neben Anerkennung und Zuspruch schlägt ihnen auch Empörung und Unverständnis in Form von vernichtenden Kritiken entgegen. Diese Frontenbildung trägt zur Bekanntheit und so letztlich zum Erfolg der „XI“ bei. Max Liebermann, Walter Leistikow und Hans Herrmann stehen damit in einer Reihe mit Künstlern wie Claude Monet, Paul Cézanne und Camille Pissarro, die einige Jahre zuvor in Frankreich ähnliche Reaktionen hervorgerufen hatten. Die Fortschrittlichkeit der „XI“ erstreckt sich auch auf ihre Mitgliederpolitik: Mit Dora Hitz wird 1897 die erste Frau aufgenommen.

Durch die Arbeit der Vereinigung der XI und die durch sie angeregten öffentlichen Diskussionen war der Boden für die Moderne bereitet. Aus dem singulären Phänomen entwickelt sich landesweit eine neue Ausstellungspraxis; die der Gruppenausstellung in kommerziellen Galerien. 1899, mit der Gründung der Berliner Secession, löst sich die Gruppe auf. Viele ihrer Mitglieder übernehmen führende Rollen in der neuen Ausstellungsorganisation.

Die Ausstellung wird gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Medienpartner: Wall GmbH, rbb Kultur, Yorck Kinogruppe, Dinamix, where Berlin Magazin, Exberliner.

Ausstelung “Skandal! Mythos! Moderne! Die Vereinigung der XI in Berlin”

30.05.2019 – 15.09.2019

Bröhan-Museum

Veröffentlicht am: 07.06.2019 | Kategorie: Ausstellungen,

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