„Kulturveranstaltung“ – Diesem Begriff assoziieren viele Jugendliche mit gediegenen Damen, Herren in Frack und jeder Menge Langweile. Doch dabei ist es viel mehr. Wie würdest du Kulturveranstaltungen be- und umschreiben?
Für mich persönlich ist eine Kulturveranstaltung jede Art von Veranstaltung oder Aktion, bei der Menschen künstlerisch und kreativ tätig sind bzw. die Kunst in den Mittelpunkt stellen. Sie bedeuten für den Zuschauer immer auch ein Heraustreten aus dem Alltag, ein Blick in eine Welt jenseits ihres persönlichen Universums. Als Teilnehmer einer Kulturveranstaltung lassen wir uns darauf ein, aus einer anderen Perspektive auf die Welt und die Phänomene unserer Gesellschaft zu schauen. Das kann ironisch und humorvoll passieren, provokant oder tragisch, verrückt oder sinnleer oder einfach nur ästhetisch, aus reiner Freude an der Kunst. Und das ist keine langweilige, sondern eine äußerst spannende Angelegenheit!
Was zählt alles zu kulturellen Ereignissen?
Das können ein klassisches ebenso wie Rockkonzert sein, ein Street Art-, Installations- oder Performance Künstler, ein Kabarettist oder Comedian, eine Literaturveranstaltung, Theater, Oper oder Operette, eine Ausstellung oder sogar ein Zirkus. Allein diese Bandbreite zeigt schon, dass das vielfach verbreitete Bild von alten Herrschaften und Langeweile nicht passt.
Sicher gibt es vor allem im Bereich der klassischen Musik eher die Tendenz zur Gediegenheit, aber auch hier beginnen vor allem junge Musiker, alte Strukturen aufzubrechen. In Esslingen hat z.B. der Cellist Steven Walter vor ein paar Jahren, da war er gerade mal 22 Jahre alt, ein Festival ins Leben gerufen, bei dem junge Künstler klassische Musik an ungewöhnlichen Orten spielen. Da wippen dann plötzlich die Zuschauer in Diskotheken zu Mozart, klatschen mit und feiern die Musik.
Wie finde ich heraus, wo in meiner Nähe etwas geboten ist und ob es zu mir passt?
Jede Stadt, jede Region in Deutschland hat Tageszeitungen, Rubriken und Internetportale, wo man Veranstaltungen findet. Als Feuilletonscout habe ich mir inzwischen auch angewöhnt, Litfass-Säulen genau anzuschauen.
Oft hat man ja schon gewisse Vorlieben, z.B. eine bestimmte Musikrichtung, die man mag. Daran kann man sich erst einmal orientieren, wenn man eine Veranstaltung besuchen möchte. Ich kann allerdings nur empfehlen, mutiger zu werden und einfach mal Dinge auszuprobieren, neugierig zu sein und zu bleiben. Die Musiker der finnischen Band „Apokalyptica“, z.B. haben alle eine Ausbildung an einer klassischen Musikhochschule gemacht und spielen heute Heavy Metal auf dem Cello. Ist man ein Fan dieser Musik, kann es doch ein Anlass sein, mal in ein klassisches Streichkonzert zu gehen. Häufig entdeckt man dann plötzlich ganz neue Seiten an und Vorlieben bei sich selbst. Und man merkt, dass es Spaß macht und bereichernd ist, Neues zu entdecken.
Was treibt dich an, als Feuilletonscout unterwegs zu sein?
Die Neugier. Es macht mir Spaß, immer wieder Neues zu entdecken. Es gibt so viele Menschen, die sich auf vielfältigste künstlerische und kreative Weise mit unserer Wirklichkeit auseinandersetzen, sodass es nie langweilig wird. Gleichzeitig liebe ich die Herausforderung, andere Sichtweisen und Meinungen nachvollziehen und verstehen zu wollen. Dadurch entwickle ich eine innere Unabhängigkeit, die mich freier im Denken und aufgeschlossen gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Denkweisen macht. Es ist auch ein Stück Muße im Dauerlauf unserer alltäglichen Verrichtungen. Durch die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur trete ich bewusst ein Schritt zur Seite, um für einen Moment meine eigenen festgefahrenen Wege zu verlassen. Und last but not least: Es darf auch einfach nur richtig schön und entspannend sein!
Barbara Hoppe ist der Feuilletonscout.
Das Interview wurde geführt von Stylonic – Kultur erleben
DerFeuilletonscout schreibt auch für KUNSTLEBEN BERLIN.
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