Berlin in neuem Licht: Dieter Matthes lädt in seiner Ausstellung METAMORPHOSEN DER WIRKLICHKEIT dazu ein, die vertrauten und oft übersehenen Szenen der Hauptstadt neu zu entdecken. Vom urbanen Dach bis zum rauen Baumstamm – seine farblich transformierten Stadtbilder und hypnotisierenden Baumkompositionen erschaffen eine Art visuelles Labyrinth, das zwischen Ruhe und Verfremdung oszilliert. Wie verändert sich unser Bild von Berlin, wenn der Himmel tiefschwarz ist und Plattenbauten in leuchtenden Pixeln erscheinen? Im Haus Leopold entfaltet Matthes ein facettenreiches Porträt der Stadt, das uns auffordert, gewohnte Perspektiven zu hinterfragen und neue Bedeutungen zu erkennen.
Das umfassende Œuvre von Dieter Matthes, das auf mehrere Jahrzehnte zurückblickt, zeigt eine Vielfältigkeit sowohl der Themen als auch der Bildsprache des Fotokünstlers. Diese reicht von den schwarz-weißen Serien seiner Street-Fotografie mit Orten und Menschen aus aller Welt bis hin zu seinen Gesellschaftsstudien an Schauplätzen seiner Heimat, wie seiner Wannsee-Serie und den „Berliner Aussichten“. Die Ausstellung METAMORPHOSEN DER WIRKLICHKEIT stellt zwei Sichtweisen in Dialog. Die poetisierende Sicht von Stadtbildern trifft auf strichcodeartig verfremdete Signaturen von Baumstämmen in einer Ausstellung. Die repetitive Vielfalt der Baum-Bilder wirkt einerseits meditativ, andererseits bilden sie vielleicht auch ein begradigtes Labyrinth, in dem man sich verlieren kann.
Mit der Stadt Berlin steht Dieter Matthes in engster Verbundenheit. Dass Berlin die Wurzel des Künstlers ist, zeigt seine Liebe zu allem, was die Stadt zu bieten hat: Dächer, Parkanlagen, Hinterhöfe, Bahngleise und immer wieder Bäume. Die im realen Leben meist unscheinbaren Schauplätze erhalten durch die farbliche Umdichtung bei Matthes neue Bedeutungen. Beim Blick über die Berliner Dächer und Fassaden kommt unvermeidlich ein Hauch von der Stimmung der atmosphärischen Filmkulissen von Wim Wenders’ „Der Himmel über Berlin“ auf. Auch wenn bei Matthes der Himmel manchmal schwarzgemalt ist und er die Häuser mit Primärfarben und angedeuteten Pixeln verfremdet.
Seine Berliner Bilder sind im Laufe mehrerer Jahre entstanden, immer nach einem Einsatz im ärztlichen Notdienst. Anders als die früheren fotografischen Werke wurden diese „Cityscapes“ unvorbereitet und spontan mit dem Smartphone fotografiert. Durch seine Blickwinkel wird das Gesehene und Gewöhnliche mit beinahe malerischen Mitteln in bunte städtische Landschaften umgewandelt. Wie eine Besucherin einmal formulierte: „Ich wusste nicht, dass Plattenbau auch so schön sein kann.“ Die Ausstellung wurde von der Kuratorin und Künstlerin Klára Némethy kuratiert.
Als Ausstellungsort dienen das Foyer und zwei Räume des ehemaligen Hotels Haus Leopold an der Fischerhüttenstraße 113. Die LebensWerk Gemeinschaft gGmbH plant einen Umbau der Villa und ermöglichte in dem leerstehenden Gebäude bereits zum zweiten Mal eine Kunstausstellung.
Die Fotografien von Dieter Matthes sind das Ergebnis eines virtuosen visuellen Neudenkens. Die Metamorphose der Stadt Berlin und ihrer Bäume entfaltet sich in einem mitreißenden Rausch aus Farben und Formen. Die Ausstellung METAMORPHOSEN DER WIRKLICHKEIT fordert den Betrachter auf, seine visuelle Komfortzone zu verlassen.
Dieter Matthes
METAMORPHOSEN DER WIRKLICHKEIT
21. November 2024 – 5. Dezember 2024
Lesung: Samstag, 30. November, 19 Uhr