Jonathan Meese

MEESE-web

Jonathan Meese

“KEINE ANGST IM AMT “KUNST”

2013

Öl und Acryl auf Leinwand

100,5 x 80,3 x 3,3 cm

Courtesy Jonathan Meese / Galerie Krinzinger, Wien

Jonathan Meese und die „Diktatur der Kunst“

Der deutsche Künstler Jonathan Meese mischt seit gut 15 Jahren die Kunstszene auf und konnte sich als aufstrebende Größe auf dem deutschen wie europäischen Kunstmarkt etablieren. Meese selbst mag für den einen Kunstfreund provokative und aggressive Tendenzen aufweisen, für den anderen ist er ein kulturelles Phänomen und Ausnahmetalent. Fest steht Jonathan Meese ist eine Kunstfigur, die Gegensätze schafft und vereint, in seiner eigenen Person, wie in seinen Werken.

Geboren 1970 in Tokio, wuchs Meese teilweise in Japan auf, bevor er mit seiner Mutter und den zwei Geschwistern nach Deutschland zurückkehrte. Die Liebe zur Kunst begann mit einem Zeichenblock, da war Meese Anfang 20. Es folgte ein Studium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg bei Franz Erhard Walther, das er ohne Abschluss beendete. Ende der 1990er Jahre debütierte Meese im Rahmen einer Gruppenausstellung des Kunstvereins Kehdingen und seine erste Einzelausstellung mit dem Titel „Glockengeschrei nach Deutz“ folgte in Köln.

Seitdem konnte er sich mit seinen durchaus herausfordernden und durchweg ausdrucksstarken Gemälden, Skulpturen, Installationen, Collagen und Performance- und Videoarbeiten in der Kunstszene einen Namen machen. Meese thematisiert neben Geschichtsmythen und Heldensagen, die besonders während der NS-Zeit für politische Propaganda missbraucht wurden, auch Persönlichkeiten der deutschen, wie der Weltgeschichte und forderte vielfach, die zum Vokabular seiner Arbeiten passende, „Diktatur der Kunst“.

Meeses Werke, Handlungen und Darstellungen, ob auf der Bühne oder der Leinwand, sind Kunst. Sie dienen einzig und allein ihrer Herrschaft. Er lebt und arbeitet für und in der Kunst. Hinter seiner Forderung nach ihrer Diktatur steckt das leidenschaftliche, inbrünstige und doch bisweilen kindlich naive Verlangen nach einer friedvollen und antidemokratischen Allmacht der Kunst, die das deutsche Gesellschaftssystem revolutionieren soll.

1998 nahm Meese an der ersten Berlin Biennale teil und erhielt durch die erhöhte Berichterstattung in den Medien, erstmalig Aufmerksamkeit im Inland wie im Ausland. Es folgten Ausstellungen in der Schweiz (Kunsthalle St. Gallen), Österreich (Museum der Moderne, Salzburg), im Vereinigten Königreich (Tate Modern, London) und Frankreich (Magasin Grenoble).

Bereits 1998 entwarf Meese auch die Kulisse für den Film Sonnenallee von Claus Boje und Leander Haußmann und widmete sich seither immer wieder der Gestaltung von Bühnenbildern und der Inszenierung eigener Theaterstücke.  Den kommenden Höhepunkt seines Bühnenschaffens bildet die Inszenierung der Oper „Parsifal“ bei den Wagner-Festspielen 2016 in Bayreuth.

Das Hauptthema seines Œvres ist und bleibt jedoch die Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit. Mit seinen direkten und aufwühlenden Darstellungsweisen und Ausdrucksformen löst er dabei immer wieder Kontroversen aus. Die künstlerische Annäherung an Hitler und die schwierige Thematik des Nationalsozialismus scheint für Meese jedoch eine unausweichliche Notwendigkeit zu sein, um den dunklen Schatten der Geschichte ein für alle Mal loszuwerden und das, durch allein durch und mit Kunst.

Meese polarisiert, er spielt mit der Vergangenheitsbewältigung der Deutschen mit den nach wie vor präsenten Ängsten und Nachwirkungen des Nationalsozialismus und aktuellen Meinungen. Er imitiert, überspitzt, reizt Grenzen aus, setzt Energien frei, aber vor allem lebt er seine Kunst und geht mit ihr unermüdlich aufs Ganze.

Die Kunst ist Meeses Kosmos, der keinen Bezug zur Wirklichkeit mehr hat und in dem die Realität keine Bedeutung besitzt. In diesem Kosmos wird die Kunst zum Herrscher und Meese zu ihrem beherrschenden Instrument.

Die Textrechte sind dem Kunst- und Auktionshaus ISA Auctionata Auktionen AG vorbehalten.

Veröffentlicht am: 08.11.2013 | Kategorie: Künstler entdecken,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert