Ein Wort ist ein Wort, ist ein Wort? Nicht bei Marcus Jeroch. Der jongliert mit Worten ebenso geschickt wie mit Tischtennisbällen oder Hüten. Er lässt Buchstaben weg oder lässt sie tanzen, um sie anschließend neu zusammenzusetzen. Er interpretiert die Texte von Friedhelm Kändler in einer Art, die selbst schwer in Worte zu fassen ist. Am Ende bleibt dem Zuschauer in einem Programm, in dem es um nichts geringeres als die Sprache geht, oft selbst die Sprache weg – vor Lachen, vor Staunen, vor Ehrfurcht vor so viel künstlerischem Können.
“Einmal Meer wirbelt Sprache Seh – das Wort verlässt seinen Alltag, das Auge wundert mit.” so beginnt der Ankündigungstext des BKA-Theaters, wo Marcus Jeroch vom 29.07.2015 bis zum 01.08.2015 jeweils um 20 Uhr gastiert. In diesem Satz steckt schon vieles von dem, was die Programme von Jeroch ausmacht, drin. Das Auge wundert sich, das Ohr noch viel mehr, wenn aus konsequent plötzlich CON SEH QUÄNT wird, aus Widersinn wieder Sinn. Marcus Jeroch spielt mit Worten, so wie Kinder mit Puppen spielen. Er entführt in andere Welten, er verzaubert, er lädt uns ein, Sprache neu zu erfahren. Wie ein Wirbelwind fegt er dabei über die Bühne, kriecht zu Versen von Friedhelm Kändler durch Stühle oder wirft Worte in die Luft. Er packt uns dort, wo wir es uns gemütlich gemacht haben. Weil wir denken, dass Sprache so und nicht anders ist. Jeroch zeigt, dass wir irren. Dass viel mehr dahinter steckt, als nur eine Aneinanderreihung bekannter Laute.
“Mit den roten Lippen, schwarz bemalten Balkenaugenbrauen und puderbestäubtem, wild toupiertem Haar ähnelt der inzwischen 50 Jahre alte Akrobat einem expressionistischen Einstein im Frack.” schrieb der Tagesspiegel im letzten Jahr über ihn. Das Kostüm gehört neben den mal artistischen, mal ganz auf das Wort bedachten Darbietung zu seinen Markenzeichen. Jeroch, der in Hamburg geboren ist, einige Jahre mit seinen Eltern in Afrika gelebt hat, ein Jurastudium abgebrochen und Jonglage und Akrobatik an der „Etage“ Berlin gelernt hat, begeistert damit seit über 20 Jahren sein Publikum. Mehrere Preise hat er eingeheimst, unter anderem den „Deutschen Comedy Preis 1998“ und 2000 den Sonderpreis des Deutschen Kabarettpreises.
SEH QUENZEN
Mit seinem aktuellen Programm “SEH QUENZEN” ist er wieder einmal Solo unterwegs und erinnert uns an die Zeit, “als der Klang der Worte noch ein Abenteuer war, im Gewässer der elterlichen Ermahnungen die Märchen schwammen, als die Welt noch Geheimnisse barg und es einzig die Geduld brauchte, sie umher zu werfen.” Und darum:
Laden Sie sich ein. Das Wagen steht bereit. Der Mut darf tanzen. CON SEH QUÄNT!
Marcus Jeroch
BKA-Theater am Mehringdamm