Vom 24. Oktober bis 12. Dezember zeigt die Galerie Schwind in Berlin Gemälde des Marburger Malers und Grafikers Günther Blau (1922 – 2007). Es ist die erste Ausstellung des Künstlers in der Galerie Schwind, dem das Von der Heydt-Museum in Wuppertal erst 2014 eine Retrospektive ausrichtete. Zu sehen sind ca. 30 Bilder aus den Jahren 1954 bis 1994.

Sachlich arrangierte Stilleben, leere Straßenansichten, verlassene Industriegebäude und stille Landschaften prägen das malerische Oeuvre von Günther Blau. Sein Können liegt darin, einfachen, alltäglichen, auch weggeworfenen Dingen ein neues Dasein zu geben. So finden sich altertümliche Küchenutensilien und ausrangierter Trödel zusammen, manchmal surreal komponiert vor einem Landschaftshintergrund. Auch seine Landschaftsbilder und Stadtansichten wirken in ihrem strengen Aufbau und ihrer entrückten Klarheit wie arrangierte Stilleben. Trotz vereinzelt auftretender Menschen scheinen die Straßen und Landschaften unbehaust, seine Menschen wie Figurinen, eingefügt in die Architekturkulisse.

Günther Blau, 1922 in Wuppertal geboren, ergreift 1940 zuerst das Studium der Bildhauerei, welches aber schon kurz darauf durch den Beginn des Krieges unterbrochen wird. Bedingt durch eine Kriegsverletzung, durch welche er 1944 ein Bein verliert, kehrt er nicht zur Bildhauerei zurück, sondern beginnt 1946 ein Malereistudium an der Münchner Akademie und setzt dieses später bei Kurt Wehlte und Wilhelm Schnarrenberger an der Karlsruher Akademie fort. Hier kam er auch mit Werken der Neuen Sachlichkeit in Berührung, die für seine eigene Entwicklung stilprägend waren. Blau erzählt in seinen Bildern Geschichten von der Rätselhaftigkeit des Alltäglichen. Seine Stilleben erinnern an die des italienischen Malers Giorgio Morandi (1890-1964) und an die pittura metafisica Italiens zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Beiden Malern ist gleich, dass sie einfachen Gebrauchsgegenständen zu einer neuen poetischen Schönheit verhelfen.

Vielleicht ist es dem Umstand seiner 1944 erlittenen Kriegsverletzung geschuldet, das Günther Blau eine so genaue Beobachtungsgabe und einen Sinn für das Detail entwickelte. Gerade in den Stilleben wird Blaus Faszination am Detail erkennbar. Mit Glanzpunkten, Reflexen und Spiegelungen in den Objekten aus Glas und Metall, mit der detaillierten Wiedergabe der Oberflächenstruktur der oft beschädigten alltäglichen Gegenstände erhalten diese so eine neue Bedeutung, stehen symbolisch für das Wirken der Zeit.
Günther Blau
24. Oktober bis 12. Dezember 2015
Galerie Schwind
Große Hamburger Str. 1
10115 Berlin