Ein Galerie-Event, auf dem alle Bilder schon verkauft sind? Ein Abend, an dem nicht der Galerist die Laudatio auf den Künstler hält, sondern vielleicht ein Sammler über seine Leidenschaft spricht? Kein White Cube, kein verkrampftes Herumstehen, sondern plaudern über Kunst in gemütlicher Atmosphäre? Willkommen bei Proud Collector – dem Abend mit dem roten Punkt. Bereits zum dritten Mal zeigen Sammler am 19. September im “The Grand” als Proud Collectors ihre Sammlerschätze. Initiatoren des Abends sind der Galerist, Kunsthändler und Sammler Tillmann Woeske und der Sammler Olaf Schirm.
Das Konzept des White Cubes ist jedem vertraut. Da hängen Bilder in weißen Räumen, da tritt die Architektur, der Raum hinter das Kunstwerk zurück. Es gibt eine Vernissage, später eine Finnissage, Menschen stehen mit einem Sektglas oder mit dem Handy in der Hand im Gedränge, die Kunst selbst findet meist wenig Beachtung und trotzdem klebt am Ende hier und da neben einem Ausstellungsstück ein roter Punkt als Zeichen dafür, dass sich ein Käufer gefunden hat. Ist die Ausstellung beendet, verschwinden die verkauften Kunstwerke in den Privat- oder Arbeitsräumen der Sammler und waren nicht mehr gesehen.
Schade eigentlich, dachte sich Tillmann Woeske, doch das war nicht der einzige Grund, warum er sich nach einem neuen Konzept sehnte. Als angesehener und bekannter Berliner Galerist stellt er schon lange in Frage, ob die gängige Art Kunst zu präsentieren, tatsächlich noch zeitgemäß ist. Ob es wirklich sein muss, Gemälde oder Skulpturen aus einem Kontext herauszureißen, um sie dann steril vor einer weißen Wand zu präsentieren. Wenn Kunst nur noch für den White Cube produziert wird, was passiert dann mit ihrem eigentlichen Ansinnen? Mit ihrer Funktion Menschen zu inspirieren, sie aufzuwühlen, sie voranzutreiben? Fragen, die sich Woeske stellte und die die Suche nach etwas Neuem initiierten. Nach einer anderen Art Künstler, Sammler, Galeristen und Kunstinteressierte zusammenzubringen.
„Doch verstaubte, träge Strukturen aufzubrechen, gewohnte Sichtachsen zu verändern und wahrhaftig unkonventionelle Wege zu beschreiten, ist schwierig. „ so Woeske, der für sein Hinterfragen der Dinge bekannt ist. Er ist einer, der sich herauswagt aus eingefahrenen Denkmustern, um Themen anders anzugehen, vielleicht auch, um etwas auf den Kopf zu stellen, was so unverrückbar scheint. “Proud Collector – das macht plötzlich Spaß und Sinn. Und es soll ja kein Gegenpol zum White Cube sein, sondern einfach eine neue Art, Kunst zu präsentieren und Menschen zusammenzuführen.”
so der Sammler, Kunsthändler und Galerist. Als er den Sammler Olaf Schirm kennenlernte und diesem seine Idee vorstellte, war der spontan begeistert und stieg sofort in die Planung und Realisierung mit ein. Schirm ist ein technologischer Innovator und bezeichnet sich selbst als „Spezialist für Nichts“. Woeske und Schirm bilden nun ein Gamechanger Duo, das ihre Ideen ohne Berührungsängste nach vorn treibt. Das merkt man den beiden im Gespräch deutlich an.
Wenn also Proud Collector am 19. September im “The Grand” zum dritten Mal seine Türen öffnet, dann erwartet den Besucher nicht nur eine entspannte Atmosphäre, sondern Kunstwerke, die bereits ihren Liebhaber gefunden haben. Schätze aus den Räumen von Sammlern, die eingebunden werden in ein Wohnzimmer- und Lounge-Flair. So kann Kunst wieder im Kontext wachsen. Sie zeigt sich in ihrer Ursprünglichkeit, authentisch. Aber nicht nur das. Bei Proud Collector hat der Sammler plötzlich eine Plattform. “Show me one painting, you love!” heißt die Devise oder wie es Woeske mit einem Lächeln sagt: “Wir sind scharf auf Schätzchen!”
Dahinter steckt die Idee, dass der Sammler natürlich stolz – also proud – auf das ist, was er für seine Privatsammlung ausgewählt hat. Große Sammler zeigen ihre Werke dann und wann, stellen sie Galerien zur Verfügung, so wie Olaf Schirm derzeit in der Galerie ROOT.
Aber was ist mit den kleinen? Mit Namen, die niemand kennt? Die sind natürlich nicht weniger stolz und wie Woeske sagt: “Stolz ist etwas, das wieder erlaubt sein muss.” Außerdem hat jeder ein paar Lieblinge in seiner Sammlung. Ein Schätzchen. Die will Proud Collector bündeln. Darin verbirgt sich nicht nur ein Netzwerkgedanke, sondern auch die Annahme, dass der Sammler mit Leidenschaft das Schaffen “seiner Künstler” verfolgt. Dazu Olaf Schirm:
“Ich kenne ihre Schaffenswut und -krisen, ihre Obsessionen und bin ihnen und ihren Galeristen freundschaftlich verbunden. An der Entwicklung eines Werkes, an dem Weg, den einer geht, interessiert, bin ich als Sammler ein Wegbegleiter, ein Förderer, Netzwerker, Zuhörer, und nicht zuletzt ein Ratgeber.”
Wer könnte also mehr und besser über die Kunst und den Künstler sprechen, als der Sammler? So bietet Proud Collector am Ende eine Win-Win-Situation für alle. Nicht zuletzt natürlich für den Besucher, der entspannt an Kunst herangeführt wird, statt in steifer Atmosphäre nur neben den Werken zu stehen. Das von den beiden geschaffene „Nettworking“ bringt Spaß und Information, Kontakte und Kunsterfahrung zwanglos zusammen.
Wie und ob das Konzept Proud Collector die Galerie-Szene verändert, das wird sich zeigen. Für Woeske und Schirm steht derzeit der Spaß im Vordergrund, die Freude daran, etwas Neues, Unerforschtes mit Leben zu füllen, zu beobachten und zu verändern.
“Sehr interessant für uns ist, dass wir drei Galeristen überzeugen konnten, ihre Privatsammlung zu öffnen und auch als Sammler aufzutreten. Damit könnte der öffentliche Brückenschlag vom notgedrungen kommerziell orientierten Galeristen zu seiner bisher eher versteckten Leidenschaft als Sammler ins Rollen kommen.” so Schirm.
Teilnehmende Sammler
- Adrian Hoffmann, Hamburg
- Kozulin Collection
- Biergemann Collection
- Sammlung Carpentier
- Sammlung Gerbaulet
- Sammlung Andreas Herrmann & Axel Komorowski
- Sammlung Frau Frieda
- Vitesse Collection
- Sammlung Mack
- Sammlung St¸hrmann
- Pal Stock Collection
- Sammlung Urselmann
- Sammlung Sonmezer
- Sammlung Prinz
- Sammlung Schirm
- Sammlung Woeske
- Privatsammlung Berlin
- u.w.
Gezeigte Künstler
- Baselitz, Georg
- Baumgartner, Alexandra
- Borowy, Anna
- Brückner, Lioba
- Dor, Grigory
- Efe, Alpay
- Harms, Daniel
- Kim, Yuni
- Kislinskiy, Max
- Kissik, Kathy
- Kollath, Edith
- Kupfer, Jacob
- Lüpertz, Markus
- Machalowsky, Frank
- Marck
- Mögelin, Sebastian
- Moschos, Nikos
- Ostarhild, Jurgen
- Pätzold, Marc
- Penck, A.R.
- Polke, Sigmar
- Puggioni, Dario
- Richter, Gerhard
- Romussi,Jose
- Roos, Eddy
- Schirm, Olaf
- Vogt, Constanze
- u.v.m.
Frohes Schaffen uns Allen
freue mich auf der Seite gelandet zu sein – auch lebe ich und bin bereit mehr zu zeigen.
Ich bin zur Zeit im münsterland ansässig und bin dabei vermehrt Kontakte zur Berliner kunst Orte zu aktivieren, bin selbst freischaffender Künstler aus Köln, und kenne mich sehr gut auf dem Markt aus. (mein Mentor war 23 Jahre lang hansjürgen Müller, stuttgart) War leider jahrelang durch eine Krankheit gehindert mich weiter einzubringen, doch ich lebe, das hat doch was, danke.
Herzlich Willkommen Hajo!
Sehr informativer Text, danke.