Jäckls Berlin: STEFFI HENSEL – a Dreamhouse-Experience

Neulich traf ich meine Kollegin und Freundin Steffi Hensel wieder und trank mit ihr Bier in Friedrichshain. Es gibt da noch immer einen toten Winkel am Ostkreuz, wo sich keine Touristen hinein verirren,- seltsam diese blinden Fecken mitten unter uns.

STEFFI HENSEL

Autorin, Theatermacherin

Steffi_Hensel

„To me, theater is a tool to question power structures and to make people feel like they belong to a community.“

Steffi Hensels preisgekrönte Theaterstücke wurden u.a. in Ohio (US), Korea, Kaliningrad, Zürich, Graz, Weimar, Amsterdam und vielen anderen Städten aufgeführt.

1979 in Ost-Berlin geboren, verbrachte Steffi ihre ersten Lebensjahre in der DDR, studierte später an der Berliner Humboldt Universität und in Liverpool. Für Recherchen und Inszenierungen ihrer Stücke bereist sie die ganze Welt, kehrt aber immer wieder zurück nach Berlin-Friedrichshain, in den mittlerweile gentrifizierten „Wilden, wilden Osten“, den sie als Homebase zur Produktion ihrer Bühnenwerke auserkoren hat.

 „1989, im Jahr als die Mauer fiel, wurde am selben Platz „Wir sind das Volk!“ skandiert, wo 2013 „Barbie – The Dreamhouse Experience“, ein riesiges Barbie-Traumhaus in Überlebensgröße, errichtet wurde. (…)“

Das Leben mit seinen irrwitzigen Koinzidenzen und politischen Inszenierungen prägte von Anfang an ihr künstlerisches Schaffen. Ob in Form von DDR-Aufmärschen ihrer Kindheit oder Pop-Phänomenen der Gegenwart – alles ist für die Dramatikerin Material.

Brandaktuelle Themen von politischer Brisanz verbinden sich in ihren Bühnentexten mit einer überflutenden, phantastischen Bühnenwelt, neben der selbst Alices Wunderland langweilig wirkt.

 „Mich interessiert die Rolle der Frau in der kapitalistischen Gesellschaft.“

Aktuell inspiriert von Tokio, wo es u.a. Geschäftsstraßen gibt, die sich mit ihren Produkten fast ausschließlich an Frauen wenden, erarbeitet Steffi gerade ein neues Theaterstück. Frauen bedienen diese Läden, junge Frauen, die den ganzen Tag nur Waren sortieren, kassieren, sortieren, kassieren und dabei von Produkten umringt, selbst einem Produkt ähneln. Frauen, die Aggressionen an der Kasse loslassen, Frauen in ihrer kapitalistischen Rolle auf der Suche nach dem richtigen Kostüm. Die Welt als Warenhaus, das Warenhaus als Bühne, kaufwütige Teenager als trauernder Chor – hier findet sich unter der glitzernden Oberfläche von Konsum Widerstand, Protest und Rebellion.

„Im Shopping liegt auch ein Ausagieren von Ohnmacht.“

Mehr über Steffi Hensel und ihre Stücke:

PEGASUS THEATER UND MEDIENVERLAG

TOKYO WONDER SITE

VIDEOS AUF VIMEO

Veröffentlicht am: 31.03.2015 | Kategorie: Kultur, Kultur - was sonst noch passiert, Literatur, | Tag: Interview, Jäckls Berlin, Theater,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.