„In Zukunft wird jeder 15 Minuten berühmt sein.“ (Andy Warhol)
Um ganz ehrlich zu sein – das könnte klappen. Fragt sich nur, zu welchem Preis.
Das fragen sich zurzeit auch die tausenden, wartenden Künstlerinnen und Künstler in einer 1000 Meter Schlange vor der Berliner Deutschen Bank Kunsthalle.
Diese hatte gerufen, um allen, wirklich allen, kreativen Menschen, die Option zu erteilen, ihre Bilder einmal in einer so berühmten Ausstellungs-Location (vormals die Deutsche Guggenheim) hängen zu sehen. (Wenn auch nur für 24 Stunden)
Ein Traum – greifbar nahe, wenn, ja wenn man es denn körperlich schafft, stundenlang bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auszuharren. Leider haben die Verantwortlichen die Rechnung nicht mit den Heerscharen von Kreativen in Berlin gemacht! Es gibt kein wirkliches Ende der Kunstschlange. Immer neue Bilder in Formaten bis zu 2×2 Meter werden an`s Ende der Warteschlange postiert. Die Deutsche Bank nimmt etwa 1000 Bilder an. Alle, die danach kommen, gehen frustriert und durchgefroren wieder nach Hause.
Ein schöner Traum wird sich in Glühwein auflösen, denn den wird jeder brauchen, der viele Stunden vergeblich angestanden hat. Warum – frage ich mich – gab es im Vorfeld keine Begrenzung der Anzahl derer, dessen Bilder angenommen werden können? Die Größe der Wandfläche dürfte doch bekannt sein.
Mein Vorschlag wäre gewesen, Scouts anzustellen, die die Bewerbungsschlange auf ein erträgliches Maß reduzieren. Aber nein. Lass` doch die Bilderschlange immer länger werden… das ist gut für die Werbung. Als ich heute Vormittag gegen 10 Uhr dort war, um ein paar Video-Aufnahmen zu machen, war der Anblick der rotnäsigen Künstler bedauernswert. Mich durchzog eine gewisse Traurigkeit und ich fragte mich:
Warum tun sich das so viele an? Gibt es so wenige Möglichkeiten für Künstler in Berlin?

Die Antwort ist: Leider ja!
Berlin, welches sich brüstet die Kunst- und Kulturhauptstadt der Welt zu sein, lässt seine Künstler ganz schön hängen.
Immer weniger öffentliche Projektförderung, immer weniger öffentliche Ausstellungsmöglichkeiten und Wettbewerbe. Von Kunst im öffentlichen Raum ganz zu schweigen.
Oder einfach nur immer höhere Auflagen für Künstler-Eigeninitiativen, wie Produzentengalerien oder Ateliers. Horrende Mieten für Räume, wenn sie denn in einer Lage liegen sollen, bei der einem Kunstverkauf nicht 4 Etagen Treppensteigen im Wege steht.
Und wie sieht es überhaupt mit der (Kunst-) Kaufkraft in Berlin aus?
Wie ist es um die Wirtschaftsausrichtung bestellt? Nun ja, man sieht es am neuen Flughafen oder noch besser am alten, denn ein zweiter Flughafen wäre wahrlich zu viel für eine Weltstadt wie Berlin.
Die Moral von der Geschicht`:
Die Diktatur der Kunst brennt uns Kreativen auf der Seele und die Deutsche Bank weiß sie (die Diktatur) sich zu eigen zu machen. Auch wenn man vielleicht ein wenig Naivität hinter der Aktion vermuten könnte – Public Relation auf Kosten kreativer Hoffnungsträger – das ist verachtenswert.
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