Demonstration fair share! für mehr Sichtbarkeit von Künstlerinnen am 8. März vor der Alten Nationalgalerie, 14 – 16 Uhr
Kommen Frauen nur ins Museum, wenn sie nackt sind?
Mit dieser provokanten Frage machten in den 1980er-Jahren die Guerilla Girls darauf aufmerksam, dass der Anteil der Kunst von Frauen in den Museen weltweit nicht einmal 5% war. Olle Kamellen? Leider nein. Die Präsenz von Künstlerinnen im deutschen Kunst- und Ausstellungsbetrieb hat sich zwar seitdem verbessert, aber zufriedenstellend ist sie nicht. Das muss sich ändern!
Anlässlich des letzten Tages der Sonderausstellung Kampf um Sichtbarkeit – Künstlerinnen der Nationalgalerie vor 1919 in der Alten Nationalgalerie in Berlin wird über performative Aktionen und kurze Impulsbeiträge auf die bis heute andauernde Schieflage im Kunstbetrieb aufmerksam gemacht. In der Sammlung der Alten Nationalgalerie befinden sich z.B. Werke von 43 Künstlerinnen, die in der Sonderausstellung erstmals gezeigt werden. Im Schaubestand des Hauses waren bislang jedoch nur 5 Werke von Künstlerinnen sichtbar – also nicht einmal 1%! Auch im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart ist die Künstlerinnenquote in der Schausammlung mit derzeit 16,7% Künstlerinnenanteil beschämend gering.
Die Staatlichen Museen zu Berlin sind kein Einzelfall: In den meisten Schausammlungen, sowie Überblicks- und Einzelpräsentationen durch alle Jahrhunderte sind Künstlerinnen stark unterrepräsentiert. Gender Pay Gap und Gender Show Gap beweisen mit statistisch belegten Resultaten eine deutliche Ignoranz gegenüber Oeuvre, Einfluss und Biografien von Künstlerinnen. Weibliche Positionen blieben bisher relativ unerforscht, weil Frauen erst vor 100 Jahren an den Kunstakademien in Deutschland zugelassen und seitdem als ernstzunehmende Konkurrenz in der Männerdomäne des Kunstbetriebs wahrgenommen worden sind. Trotz Gleichstellungsbemühungen sind die Zugangsbarrieren und Vorurteile bis heute virulent und Künstlerinnen werden aufgrund diskriminierender Strukturen im deutschen Förderbetrieb benachteiligt.
Selbst dort, wo Frauen in gehobenen Positionen des Kunstbetriebs agieren, bleibt es in der Regel bei den gewohnten patriarchalischen Strukturen und einem Festhalten am tradierten Kanon. Kunst von Frauen zu zeigen und zu fördern, sollte den Akteur*innen im institutionellen Kunstbetrieb eine demokratische Verantwortung sein und als Chance gesehen werden, die unzeitgemäße Dominanz von männlichen Künstlern aufzulösen.
Ablaufplan / Referent*innen fair share!
14.00 Uhr: Begrüßung Rachel Kohn, Dr. Carola Muysers, Susanne Schirdewahn & Kathrin Schrader
14.15 Uhr: Performance Verein der Berliner Künstlerinnen 1867
14.20 Uhr: Statements von
* Sharon Adler, Online Magazin Aviva, Berlin
* Dr. Dorothée Bauerle-Willert, Kunsthistorikerin, Berlin
* Gabi Blum, Bild. Künstlerin, Bündnis Kunst und Kind, München
* Dr. Birgit Effinger, Kunstwissenschaftlerin
* Yishay Garbacz, Künstlerin
* Franziska Güttler, MalerinnenNetzwerk Berlin-Leipzig
* Dr. Ralf E. Hartmann, Leiter des Kunstamts Spandau
* Dr. Anna Havemann, Kunsthistorikerin, Verein der Berliner Künstlerinnen 1867
* Mikala Hyldig-Dal, Künstlerin, Künstlerinnenkollektiv maternal fantasies
* Dr. Katharina Koch, Leiterin der alpha nova/galerie futura, Berlin
* Zoë Claire Miller, Bild. Künstlerin, Sprecherin des bbk berlin
* Jutta Pelz, u.a. Mitglied des Bundesausschusses des BBK Bundesverbandes
* Dr. Martin Steffens, Kunstverein Neukölln, Leiter von 48 Stunden Neukölln
* Heike Steinweg, Fotografin
* Signe Theill, Bild. Künstlerin, Kuratorin
* Verdi N.N.
* Ila Wingen, Bild. Künstlerin, GEDOK Berlin
* Melo Börner, Künstlerin & Jil Zepp, Mitarbeiterin Goldrausch Künstlerinnenprojekt
* Prof. Dr. Julia Voss, Wissenschaftsautorin, Journalistin und Honorarprofessorin
* Urszula Berlin, Global Scream
16.00h Ende Global Scream
Parallel zum Podium finden Aktionen des Frauenmuseums Berlin, der Initiative kunst + kind berlin/GEDOK Berlin und des Vereins der Berliner Künstlerinnen 1867 statt.
Forderungen der Künstlerinnenverbände und Unterstützer*innen von fair share!
- Anerkennung der Leistungen von Künstlerinnen aller Jahrhunderte bis heute
- Gendergerechte Gestaltung von zukünftigen Ankaufs- und Ausstellungstätigkeiten
- Steigerung der Werkpräsenz weiblicher Autorenschaft in Schausammlungen und Ausstellungen. Im zeitgenössischen Bereich mindestens 50%
- Förderung von Forschungsprojekten und Publikationen zu Künstlerinnen
- Aufarbeitung und Neuschreibung kunsthistorischer Publikationen der Vergangenheit
- Einführung von deutlich mehr und gezielten Förderungen und Preisen für Künstlerinnen aller Altersstufen
- Abschaffung von Altersbeschränkungen bei Ausschreibungen
- Förderprogramme für Künstler*innen mit Erziehungs- und Care-Aufgaben,
B. Präsenz-Vor-Ort-Stipendien nach dem Vorbild des Frauenkulturbüros NRW.
Zuschüsse bei mitreisender Person und Kind bei Reisestipendien - Entwicklung von Förderprogrammen zur gezielten Unterstützung des Wiedereinstiegs nach familienbedingter Auszeit
Weiterführende Informationen:
BBK Bund: Beruf Künstlerin/Forderungen an die Politik (2019): https://www.bbk-bundesverband.de/fileadmin/user_upload/bbk-bundesverband_daten/Soziales/BBK-Forderungen_Geschlechtergerechtigkeit_27.08.2019_final_01.pdf
bbk berlin: Ergebnisprotokoll des Summits zum Gender Gap (2019): https://www.bbk-berlin.de/con/bbk/upload/textarchiv19/Foerdersummit_Ergebnisprotokoll_25-09-2019_web.pdf
Das einzige Frauenkulturbüro in Deutschland: https://www.frauenkulturbuero-nrw.de
Familiengerechte Förderung bei Reisestipendien der Hessischen Kulturstiftung: https://www.hkst.de/de/stipendien/
Zuschuss für mitreisende Person und Kind – das einzige bundesweite öffentliche Stipendium für Künstlerinnen mit Kindern: https://www.land.nrw/de/pressemitteilung/praesenz-vor-ort-stipendien-fuer-musikerinnen-mit-kindern-bewerbung-ist-ab-sofort
Bild: Flyer Demonstration fair share! Sichtbarkeit für Künstlerinnen am 8. März vor der Alten Nationalgalerie, 14 – 16 Uhr
Datum: 8.03.2020