Ein farbloser Georg Baselitz und ein ehrlicher Anselm Reyle in der CFA.
KUNSTLEBEN BERLIN besuchte das Opening in der Contamporary Fine Arts in Berlin.
Wenn der Name Georg Baselitz für eine Ausstellung aufgerufen wird, ist man gespannt, was dieser große Name zu zeigen hat.
Sigmunds Höhle
Beim ersten, entfernten Blick auf die in schwarz-weiß gehaltenen Arbeiten, machte sich leider so etwas wie Enttäuschung in mir breit. Ich trat näher und mein Gefühl für diese – mehr oder weniger – eilig hingekritzelten und getupften Darstellungen, bestätigte sich.
Ich suchte sogleich nach der Bedeutung und dem Zusammenhang zu Sigmunds Höhle, konnte aber beides nicht finden. Im Gegenteil: bei meinem Rundgang, vorbei an den Großformaten, sehnte ich mich plötzlich nach den Kritzelbildern von Cy Twombly, die für mich weit mehr Magie ausstrahlen, als diese einfallslosen Darstellungen von Georg Baselitz. Immerhin gab er dem Zyklus einen Titel.
Es sind die Riesenformate, die diesen Bildern dennoch Geltung verschaffen. Ich kann nicht verhindern, dass ich sie mir in Kleinformat vorstelle… nun ja…besser nicht länger darüber nachdenken.
Größe ist nicht alles, Herr Baselitz!
Fazit: ich bin von der Qualität dieser Arbeiten enttäuscht, aber es gibt sicher Einige, die anderer Meinung sind. Großformat und großer Name zählen eben viel im Kunstmarkt.
Am Besten macht man seine eigenen Erfahrungen mit Sigmunds Höhle von Georg Baselitz. Meinen künstlerischen Ansprüchen genügen diese Bilder leider nicht.
Etwas Positives hat die Ausstellung dennoch: sie ist – wie immer in der CFA – sehr schön gehängt.
Streifenbilder von Anselm Reyle
Eine Etage tiefer, leuchten mir die farbintensiven Streifenbilder von Anselm Reyle entgegen. Sein Stil ist modern und klar, dennoch irgendwie kalt. Das Farbgefüge der aneinander gereihten Farbstreifen hat sicher eine gewisse Systematik.
Anders als Baselitz, kommen für mich seine Arbeiten ehrlich rüber. Schnörkellos, streng, zeitlos.
Ich weiß aus einem früheren Interview mit Reyle, dass er bei der Herstellung seiner Arbeiten Rockmusik bis hin zu Heavy Metal hört. Diese Musik ist auch ehrlich. So schließt sich der Kreis.
Fazit: Ein Besuch ist die Ausstellung schon allein wegen der Bilder von Anselm Reyle und der tollen Location wert.
Es können nicht immer Meisterwerke präsentiert werden.
Es ist bereits alles gemalt. Es gibt lediglich Variationen mit individuellen Einflüssen.
PS: aber auch von Variationen erwarte ich einen Hauch von Magie. Oder bin ich zu anspruchsvoll?
Baselitz und Reyle
1. Oktober bis 14. November
CFA
Am Kupfergraben 10
10117 berlin
Hinweis:
Am Dienstag, 6. Oktober, 19 Uhr findet in der CFA ein Künstlergespräch mit Anselm Reyle und dem Intendanten der Hamburger Deichtorhallen Dirk Luckow statt.
Eine Anmeldung ist erforderlich unter: Gallery@cfa-berlin.de