„So ein Lokal an diesem Platz?!“, dachte ich mir, als ich nach der Eröffnung der FILMBAR daran vorbeispazierte. Das gentrifizierte Gangster-Kiez zwischen Karl Marx- und Hermannstraße wird gerade nicht nur hip, sondern mitunter auch auf eigenständige Weise – kaum zu glauben, aber wahr: stilvoll.
Ein neuer Trend entfaltet hübsche Blüten.
Die mit 20er Jahre Möbeln ausgestattete FILMBAR zeigt neben Meisterwerken von Kubrick, Fellini, Godard u.a. auch Indie-Movies der Gegenwart. Zur Filmvorführung werden Sofas und Stühle einfach Richtung Leinwand gedreht.
Mit frischem Popcorn und einem Gläschen Rotwein genießen nicht nur Hipster hier Mittwoch, Freitag oder Sonntag abends einen guten Film.
Als das Kino noch in seinen Kinderschuhen steckte wurde im Kinosaal geraucht, gefeiert, gelacht, gegessen und oft auch lautstark diskutiert. Der projizierte Film war Teil des Lebens, wurde sozusagen eingeladen mit am Tisch zu sitzen. Das filmische Erlebnis ist mitten im Lokal ein ganz anderes. Hier kann man seinen Standort jederzeit wechseln. Emotionen und Reaktionen erfüllen bald den ganzen Raum mit eben jener Stimmung, die der jeweilige Film auslöst.
Immer mehr Lokale zeigen qualitativ hochwertige Filme. In der Gaststätte LAIDAK liefen beispielweise vor kurzem DDR-Filmperlen, welche man auf eigene Faust lange suchen muss, um sie zu finden. Auch die kleine FROSCHKÖNIG Literatur- und Pianobar verprüht diesen speziellen Charme der 20er Jahre und zeigt immer wieder Stummfilmklassiker, wobei dann das begleitende Piano mitten im winzigen Publikumsraum steht.
„Wenn schon das Fernsehen kein Niveau mehr hat, dann holen wir uns eben die Kunst selbst zurück in unseren Feierabend“, scheint es leise durch die verdreckten Straßen Neuköllns zu hallen und nach jedem Spaziergang bin ich froh, wenn meine Schuhe keine Spuren von Hundekot aufweisen.
Es sind manchmal wirklich die kleinen Dinge des Lebens, die es großartig machen.
FILMBAR
Boddinstraße 10, 12053 Berlin
LAIDAK
Boddinstr. 42, 12053 Berlin
FROSCHKÖNIG
Weisestraße 17, 12049 Berlin