Stell dir vor, Wände atmen sanft, Membranen bewegen sich im Rhythmus deines Körpergewichts und Architektur wird zum lebendigen Gesprächspartner: In … as the space remembered its softness reist du mit Gabi Schillig in eine Welt, in der Raum, Körper und Aktion untrennbar verschmolzen sind. Ihre „weichen Architekturen“ öffnen Räume nicht nur strukturell, sondern emotional – sie verflüssigen Grenzen und erschaffen dialogische Orte, die spürbar, fühlbar, fast zart sind. Welche Spannungen und Verbindungen entfalten sich zwischen Materie, Membran und Mensch, wenn Raum seine Starre verliert?
Gabi Schillig erkundet in ihren Arbeiten experimentell Raum und Architektur als eine Erweiterung des menschlichen Körpers und als Medium der Kommunikation. Sie versteht den Raum nicht als unbewegliche Umgebung, sondern als lebendig und dynamisch mit dem Körper verwoben. In ihrer Vorstellung sind Raum, Körper und Handlung nicht voneinander getrennt sondern sie bedingen einander und sind untrennbar miteinander verbunden. Ihre weichen Architekturen – soft architectures – in Form von textilen Hüllen, weichen Häuten bis hin zu nahezu immateriellen Membranen lassen Raum- und Körpergrenzen durchlässig, veränderbar und vergänglich werden. Weichheit als raum-, materialbezogenes und soziales Konzept ermöglicht Sanftheit und Wandlungsfähigkeit. Sie ist nicht nur eine physische Eigenschaft, sondern lässt sich auch als eine komplexe, vielschichtige Struktur oder Anordnung begreifen und beschreibt auf immaterieller Ebene die Bedeutung von Interaktivität, Veränderbarkeit und Sensibilität für menschliche und nicht menschliche Körper, Akteur*innen, Räume und Lebewesen.
„Die Mutter Architektur, die uns erheben und selbst erhaben sein konnte, stellt nun in einer Art von Gebärmutter-Analogie die assoziative Verknüpfung zum „ozeanischen Gefühl“ des Allverbundenen und Allumfassenden her. Boden, Wand und Decke, die baulichen Entsprechungen einer orthogonalen Dreidimensionalität, wandeln sich zur amorphen Hülle, der umbaute Raum wird zum Volumen. Kann es sein, dass sich der Geist der Moderne weniger in einem scheinbar dekorlosen Rationalismus aus Stahl, Glas und Beton materialisiert, sondern sich vielmehr in einer neuen elastischen Körperorientiertheit zeigt?“
– Kay von Keitz in seinem Text „Die weiche Moderne“ zu den Arbeiten von Gabi Schillig / Juni 2025
Gabi Schillig ist Gestalterin und Künstlerin und entwirft experimentelle dialogische Raumstrukturen und Kommunikationsräume. Sie studierte Architektur in Coburg und Konzeptionelles Entwerfen an der Städelschule in Frankfurt am Main. Ihre Arbeiten, die sie in ihrer künstlerischen Praxis im Rahmen ihres Studio for Dialogical Spaces entwickelt, werden in internationalen Kontexten und Ausstellungen gezeigt. Sie hat zahlreiche Stipendien und Preise erhalten, u.a. von der Akademie Schloss Solitude, Van Alen Institute New York, Largo das Artes Rio de Janeiro, Stiftung Bauhaus Dessau. Gabi Schillig lebt in Berlin und lehrt als Professorin an der Universität der Künste Berlin. Seit 2023 arbeitet sie wiederkehrend in Japan, wo sie ihre künstlerische Forschung zu topologies of softness weiterführt.
Yui Kawaguchi ist eine japanische Tänzerin und Choreographin und lebt in Berlin. Sie wird am Eröffnungsabend mit den Arbeiten, dem Raum der Galerie und den Besucher*innen performativ in Dialog treten.
Kay von Keitz verbindet in seiner Arbeit die Bereiche Kunst, Architektur, Urbanismus und ästhetische Praxis und lebt als freier Autor, Herausgeber und Kurator in Köln.
Die Galerie aquabitArt zeigt verschiedene künstlerische Positionen, die sich im Experimentierfeld zwischen Architektur, Kunst, Installationen und neuen Medien bewegen. Gründerin und Architektin Irina Ilieva eröffnete den Galerieraum Anfang 2009 in der Auguststraße 35 in Berlin-Mitte. In Galerie aquabitArt finden regelmäßig Ausstellungen, Kunstinstallationen, Kunstgespräche, Performances, Diskussionen und Vorträge statt.
Ausstellung & Installation von Gabi Schillig: … as the space remembered its softness
20. – 28. Juni 2025