Sven Hoppler. Tragikomisches Welttheater

Vom 8. Oktober bis 12. November 2021 zeigt die Galerie Schwind in Berlin die Einzelausstellung „Tragikomisches Welttheater“ mit den Werken des schweizer Künstlers Sven Hoppler. Dieser beeindruckt schon in seinem jungen Alter mit auffällig präzisen Malereien. In seinen aufwendigen Lasurenmalereien greift er dabei mittels zeitgenössischer Motive Bildtypen und Gesten der Kunstgeschichte auf. Dabei entstehen Werke, die mit Bildtraditionen spielen. Sie knüpfen kompositorisch an überlieferte Ikonografien an, überraschen auf den zweiten Blick aber oft durch Verdrehungen, Verfremdungen oder ironische Brechungen. In seinen Arbeiten beschäftigt sich Sven Hoppler immer wieder mit Fragen gesellschaftlicher, religiöser, (populär-)kultureller und politischer Art.

„Mehr aus der Zeit fallen zu wollen, geht nicht. Wenn es stimmt, dass alles Neue in der Kunst aus der Wiederkehr von etwas Altem entstehe, so gehört Hoppler zu den radikalen Wiedergängern; er ist ein echt Unzeitgemäßer, so, wie Nietzsche als Philosoph sich verstanden hatte.“

So beschreibt der schweizer Kunsthistoriker Beat Wyss im begleitenden Katalog die Werke von Sven Hoppler.

Mit seinen Bilder kehre er „zurück zu gegenständlicher Kunst, modelliert, scharf umrissene, plastisch wirkende Figuren, hineingestellt in föhnsichtig klare Räume, wetteifernd mit Ghirlandaio und Piero della Francesca, den großen Erzählern des quattrocento.“

Exemplarisch für das Schaffen von Sven Hoppler ist das Werk „Marienuntersuchung“ aus dem Jahr 2021. Der britische Kurator und Kunsthistoriker Mark Gisbourne beschreibt das Werk im begleitenden Katalog:

„Personifizierung und Rollenspiele verbinden sich in dem Bild Marienuntersuchung mit szenischem Witz. Hier untersucht eine als Arzt wenig überzeugende Figur im weißen Kittel mit dem Stethoskop eine dreifarbige Marienstatue und horcht dabei vielleicht das unbefleckte Herz Mariä (Cor Immaculatum Mariae) ab. Eine andächtig verzückte junge Frau hält den Schrein mit der Reliquie der medizinischen Untersuchung entgegen. Was in einem anderen Zeitalter ein Sakrileg gewesen wäre, wird hier zur satirischen Subversion und schöpferischen Originalität mit komischer Wirkung gewendet.“

Marienuntersuchung, 2021
Marienuntersuchung, 2021

In seinen Gemälden setzt sich Sven Hoppler immer wieder mit historischen Quellen und Motiven auseinander. Zugleich unterscheidet sich sein Vorgehen bei deren Aneignung grundlegend vom Rückgriff auf eine ikonografischen Formenschatz in früheren Zeiten. Klassische Gemälde und neues Material, alles im Internet abrufbar, geben dem Künstler so gut wie unbeschränkte Inspiration und nutzen ihm zum Transportieren seiner Inhalte.

Von 2016 bis 2020 studierte Sven Hoppler Bildende Kunst an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn in der Malereiklasse bei Prof. Andreas Orosz. 2017 bekam er das DAAD-Stipendium für besonders engagierte internationale Studierende und Doktoranden im akademischen Bereich und im Jahr darauf das angesehene Deutschland-Stipendium für Malerei. Seit 2020 studiert er im Master Kunstgeschichte und Bildtheorie an der Universität Basel.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Deutschen Kunstbuchverlag. Dieser präsentiert die in den letzten Jahren entstandenen Arbeiten von Sven Hoppler, darunter auch das zentrale Triptychon „Unbemerkte Berufung“, welches als Ausklappseite erlebbar ist. Faszinierende Detailabbildungen, Ausstellungs-, Atelieransichten und zwei Textbeiträge der renommierten Kunsthistoriker Mark Gisbourne und Beat Wyss geben zudem Einblicke in das bisherige Schaffen von Sven Hoppler.

Cimabue entdeckt Giotto, 2021
Cimabue entdeckt Giotto, 2021

Beitragsbild: Ungläubig staunende Künstlerschar, 120 x 140 cm, 2021

Sven Hoppler. Tragikomisches Welttheater

8. Oktober – 12. November 2021

GALERIE SCHWIND

Veröffentlicht am: 18.10.2021 | Kategorie: Ausstellungen, Kultur, Kunst,

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