
Artefactual Nature
21. Mai 2025 - 3. Juni 2025

Das Spannungsverhältnis an der Schnittstelle zwischen Artefakten, des Artifiziellen und das von der Natur, von der Umgebung vorgegebenen, ist Kern der Arbeiten der beiden in der Ausstellung Artefaktische Natur vertretenen Künstler Kalina Dimitrova und Krassimir Terziev.
Allerdings nähern sich beide diesem Verhältnis von ganz unterschiedlichen Ausgangspunkten. Terziev geht von etwas Gesetztem, scheinbar Beständigem aus dem Privatraum einer Wohnung, dem Feuerholz, einer städtischen Umgebung oder der Erde ganz allgemein. Aber diese Vertrautheiten werden gestört. Die Wände des Privatraums, die Architektur lösen sich in der Digitalität auf. Dem einsamen Menschen bleibt nichts als der Ausguck eines ungeschützten Raumschiffs im undefinierten Universum. Das Feuerholz behält seine äußere Form, verliert dabei seinen Heizwert. Der routiniert ablaufende Alltag in einer Stadt, die aristotelische Effizienz in der Außenwelt wird gestört und zur mystischen Disfunktionalität. Und die Erde selbst, auf die unerwartet der Schatten einer Palme fällt?
Hier kommt die Arbeit von Terziev der von Dimitrova ganz nahe, denn Dimitrova schert sich wenig um gesetzt oder nicht, um Artefakt oder Nature Morte. In Phantoms II nimmt sie das von einem Weinstock übrig gebliebene Wurzelholz, setzt es auf eine Betonplatte und ergänzt es mit künstlich geformtem Agrylglas. Wollte man diese transparenten Acylwellen als “Wurzelersatz” festschreiben, würde man die Arbeit einem Großteil ihrer Poesie, die Kälte und Zerbrechlichkeit ausstrahlt, berauben.
Diese Zerbrechlichkeit und die Materialität des Acrylglases wird an anderer Stelle im Raum wieder aufgenommen. Die Nature Morte fehlt diesmal, obwohl die Arbeit auch vom Rebstock inspiriert ist. Die Poesie driftet somit weiter in die menschlich artifizielle Eleganz. In der Arbeit „Bears and other Surfaces“ kommt sie wiederum der Arbeit Terzievs sehr nahe. Ein kleines Bild in drei Varianten, ein Bärenfell an der Wand, symbolisiert es den Gekreuzigten, oder den Segnenden, oder ist es doch nur eine Dekofolie? Hier begegnen sich die Arbeiten der beiden Künstler.