Die Stiftung Reinbeckhallen Sammlung für Gegenwartskunst präsentiert bis zum 24. Januar 2021 die Ausstellung »Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject«. Die von Candice M. Hamelin kuratierte Ausstellung untersucht, wie deutsche und internationale Fotograf*innen Berlin – Ost, West und wiedervereint zwischen den unmittelbaren Nachkriegsjahren und dem Ende des 20. Jahrhunderts fotografierten. Sie umfasst Fotografien und Fotoserien von 23 Fotograf*innen, die Berlin zu ihrem Sujet und mitunter auch zur Inspiration für ihr Werk gemacht haben.
Die Aufnahmen, die den Genres der Dokumentar-, Street-, Architektur-, Portrait- sowie subjektiven, konzeptuellen und experimentellen Fotografie angehören und für Zeitschriften, Fotobücher, Abschlussarbeiten, künstlerische Zwecke und den Privatgebrauch entstanden, lenken die Aufmerksamkeit auf die vielfältigen fotografischen Praktiken, die sich in Berlin entfalteten, sowie auf die gewaltigen sozialen, politischen und kulturellen Veränderungen, welche die Stadt im Laufe von 55 Jahren durchlief.
Mit über 200 Werken, von denen einige noch nie zuvor öffentlich gezeigt wurden, präsentiert »Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject« sehr unterschiedliche Weisen, wie man Berlin sehen, fotografieren und erleben konnte. Beginnend mit der unmittelbaren Nachkriegszeit schildern diese Fotografien die Schäden, die Berlin während des Zweiten Weltkrieges erlitt, sowie die kollektiven
Anstrengungen der Trümmerfrauen. Darüber hinaus dokumentieren und veranschaulichen die Arbeiten das Alltagsleben in der zweiten Hälfte der 1940er Jahre und in den 1950ern; den Bauboom im Ost- und Westteil der Stadt in den 1960er und 1970er Jahren; die Subkulturen der späten 1970er und 1980er, die auf beiden Seiten der politischen Grenze in Erscheinung traten und fotografiert wurden; die Lebensweisen, die nach dem Fall der Mauer entweder verschwanden oder sich neu entwickelten
und letztlich die großen städtebaulichen Projekte, durch die nach der deutschen Wiedervereinigung allmählich einige der Ruinen und Brachen der Stadt ersetzt und aufgefüllt wurden.
Schließlich stellen die Fotografien kritische Fragen zur Wahrnehmung und zum fotografischen Prozess, indem sie diverse
Sichtweisen auf eine Stadt bieten, die im untersuchten Zeitraum nicht nur zweimal wiederaufgebaut wurde, sondern trotz, oder vielleicht gerade wegen der von ihr durchlebten Veränderungen nach wie vor eines der kulturellen Zentren Europas ist.
»Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject« zeigt Werke von Wilfried Bauer, Sibylle Bergemann, Kurt Buchwald, Arno Fischer, Nan Goldin, Herbert Hensky, Max Jacoby, Karl-Ludwig Lange, Will McBride, Rudi Meisel, Roger Melis, Evelyn Richter, Andreas Rost, Michael Schmidt, Maria Sewcz, Michael Wesely, Anno Wilms, Lothar Winkler, Werner Zellien, Harf Zimmermann und Miron Zownir.
Außerdem umfasst die Ausstellung einen 26-minütigen Film von Gundula Schulze-Eldowy und ein Leporello mit 108 Fotografien von Ulrich Wüst.
Begleitprogramm
Begleitend zur Ausstellung wird die Kuratorin im Oktober, anlässlich des European Month of Photography, wöchentlich Führungen anbieten – abwechselnd auf Englisch und Deutsch und immer freitags um 19 Uhr. Weitere Informationen und Tickets (€ 12 inkl. Eintritt) finden Sie hier.
Am 22. Oktober um 19 Uhr laden wir zur Podiumsdiskussion »Berlin, 1945–2000: Gender as a Subject« ein. Künstler*innen, Kurator*innen und andere Fachleute aus dem Bereich der bildenden Kunst werden das Thema Geschlechterungleichheit in der Fotografie, von den unmittelbaren Nachkriegsjahren bis heute, diskutieren. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos.
Im November und Dezember finden außerdem Künstler*innengespräche statt. Termine und weitere Informationen werden zeitnah veröffentlicht.
Candice M. Hamelin erhielt ihren MA in Bildender Kunst von der University of Toronto und ihren PhD in Kunstgeschichte von der University of Michigan. Nach der Verteidigung ihrer Dissertation, Behind Immaterial and Material Divides: East German Photography, 1949-1989, trat sie ihr Postdoc-Stipendium an der Freien Universität Berlin im Rahmen des Berlin Program for Advanced German and European Studies sowie ihr Stipendium des Getty Research Institute an und lebte zunächst in Berlin und später in Los Angeles. Candice M. Hamelin hat umfassend über ostdeutsche Kunstfotografie publiziert und erhielt zahlreiche Stipendien und Förderungen, unter anderem vom Institute for the Humanities an der University of Michigan und vom Social Sciences and Humanities Research Council of Canada. Sie begann ihre kuratorische Praxis als Mentee von Barbara Fischer an der University of Toronto und kuratierte Ausstellungen in Toronto, New York und Los Angeles. »Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject« ist ihre erste Ausstellung in den Reinbeckhallen.
Eckdaten: Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject
18. September 2020 – 24. Januar 2021
Eine Ausstellung der Stiftung Reinbeckhallen Sammlung für Gegenwartskunst
im Rahmen des EMOP Berlin – European Month of Photography
Do–Fr | 16–20 Uhr
Sa, So & feiertags | 11–20 Uhr
€ 9 | € 4 (ermäßigt)
Informationen: Stiftung Reinbeckhallen Sammlung für Gegenwartskunst »Berlin, 1945–2000: A Photographic Subject«
Foto: © Miron Zownir, ohne Titel, aus der “Berlin Noir” Serie, 1979