Mischa Leinkauf – Night on Earth

Mischa Leinkauf - Night on Earth

Mischa Leinkauf zeigt mit „Night on Earth“ eine vielstimmige Reise durch urbane Zwischenwelten – zwischen Dokumentation, politischer Ordnung und poetischer Imagination. In Videoinstallation, fotografischen Collagen und reflektierenden Bildtafeln verschmilzt Schein mit Wirklichkeit. Die Kamera taucht in digitale Untergrundstrukturen ein, in denen Kontrolle, Eskapismus und Wahrnehmung zerfließen. Wie navigierst du durch das Bruchfeld zwischen gesellschaftlicher Struktur und persönlichem Erleben? Diese Ausstellung sprengt Grenzen – mit künstlerischer Ungehorsamkeit und visueller Dichte.

Mit Night on Earth entwirft Mischa Leinkauf ein vielschichtiges Szenario zwischen urbaner Realität, politischer Ordnung und subjektiver Imagination. In einer raumgreifenden Videoinstallation, begleitet von fotografischen Collagen und abstrakten Kompositionen, überlagern sich dokumentarische Beobachtung und poetische Allegorie zu einer dichten Erzählung von Sichtbarkeit, Kontrolle und Eskapismus.

Zentrales Element der Ausstellung ist eine Videoinstallation, deren Bildräume um das Verhältnis von Schein und Wirklichkeit oszillieren. Eine unterirdische urbane Infrastruktur wird zur Projektionsfläche kollektiver Übersteuerung – ein zeitgenössisches Höhlengleichnis, das die Fragilität von Wahrnehmung und Wirklichkeit befragt. In welchem Verhältnis stehen fragmentierte Weltlagen zur Flucht in selbstgeschaffene Realitäten? Und wie navigieren wir durch das Chaos der Oberfläche, um in tieferen Schichten Erkenntnis zu gewinnen? Die Kamera bewegt sich durch eine Zwischenwelt, die weniger den Wunsch der Wirklichkeit zu entfliehen offenbart, als vielmehr die Notwendigkeit, Wirklichkeit zu dekonstruieren, zu unterlaufen, neu zu denken, als Reaktion auf Kontrollverlust, Überforderung und digitale Dauerbeschallung. Die Arbeit bewegt sich zwischen dokumentarischer Beobachtung und inszenierter Allegorie, öffnet die eigenen Wahrnehmungsfilter und ist poetische Durchquerung urbaner Unterwelten.

Eine fotografische Serie überträgt diesen Denkraum auf eine zweite visuelle Ebene. In collagenhaften Montagen treffen Architekturen politischer Macht auf Orte subjektiver Abgrenzung, individueller Umcodierung und symbolischer Entlastung. Es entstehen Schnittstellen zwischen öffentlicher Ordnung und persönlicher Neuverortung – Zonen, in denen Repräsentation brüchig wird und alternative Bedeutungen aufscheinen.

Die dritte narrative Ebene besteht aus großformatigen Bildträgern, gefertigt aus industriellem Hochreflektionsmaterial, wie es in sicherheitstechnischen Kontexten verwendet wird – deren abstrakte Bemalung klassischen Notausgangspiktogrammen entlehnt ist. Die Oberflächen reagieren auf Lichtquellen, verändern sich mit der Position der Betrachtenden und erzeugen eine instabile Lesbarkeit. Orientierung wird zur offenen Wegbeschreibung: ohne klare Richtung, ohne sicheren Ausweg.

Die Ausstellung knüpft an Leinkaufs langjährige künstlerische Praxis an, die sich an den Schnittstellen von Installation, Performance, Film und Fotografie verortet. Sein Werk versteht sich als kritische Auseinandersetzung mit territorialen, sozialen und symbolischen Grenzräumen. Zentral ist dabei der Begriff der Artistic Disobedience, der künstlerische Regelbruch als Strategie gegen normative Ordnung. Städte und ihre architektonischen Strukturen dienen dabei nicht nur als Kulissen, sondern als konflikthafte, politisch codierte Räume, die durch mediale Transformation neu lesbar werden; und verhandelbar bleiben.

Mischa Leinkauf – Night on Earth

11. September 2025 – 18. Oktober 2025

alexander levy

Veröffentlicht am: 11.08.2025 | Kategorie: Ausstellungen, Kunst,

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