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Maryna Semenkova – Paragraph 24. SomoS Arts.
30. September 2023
In Paragraph 24 taucht Semenkova tief in die Mühen des Exils, die Komplexität persönlicher und kollektiver Traumata und die Ungewissheit der Zukunft ein und schafft eine Multimedia Performance, die für die universelle Erfahrung von Geflüchteten sinnbildlich ist.
Für viele Flüchtlinge in Deutschland ist der Paragraph 24 des Aufenthaltsgesetzes ein wichtiger Lichtblick, der die rechtliche Grundlage für ihren Aufenthalt in der BRD darstellt. Seit den ersten Tagen des Jahres 2022 verkörpert das Gesetz für ukrainische Einwanderer ein Gefühl der Sicherheit, während es gleichzeitig die kafkaesken Tücken der Navigation durch das deutsche bürokratische Labyrinth offenbart.
Semenkovas Performance trägt die Handschrift der Selbstbeobachtung und der kollektiven Resonanz auf die russische Invasion in der Ukraine, die zum Synonym für ihr jüngstes Schaffen geworden ist. In Paragraph 24 schildert sie nicht nur ihre achtmonatige Erfahrung als Flüchtling in Deutschland, sondern wechselt geschickt vom Persönlichen zum Universellen. In ihren eigenen Worten reflektiert die Künstlerin: “Ich fühlte mich wie ein Baum, der entwurzelt worden war. Während sich meine Wurzeln nach vertrauter Nahrung sehnten, hatte ich mit einem fremden Terrain zu kämpfen”. Dieses Gefühl, das durch ihren eigenen Hintergrund als Juristin noch verstärkt wird, unterstreicht die emotionalen Untertöne ihrer Flüchtlingserfahrung.
Paragraph 24 ergänzt ihre bisherige Werke, die sich mit den erschütternden Auswirkungen des Krieges und dem inbrünstigen Bemühen um den Erhalt von Kultur und Würde auseinandersetzen, und verortet sich nun in der unmittelbaren Gegenwart, indem das Exil als eine potenziel dauerhafte Realität betrachtet wird.
Semenkova beschreibt ihre Werdegang auf poetische Art und Weise, indem sie schreibt: “Als ich in Deutschland ankam, wurde mir klar, dass der Krieg nicht so bald zu Ende sein würde und dass meine Rückkehr in die Heimat schwer zu erreichen sein würde. Diese Erkenntnis löste Gefühle des Verlusts und der Frustration aus, Gefühle, die mich begleiteten, als ich mich bemühte, inmitten ungewohnter Traditionen, einer anderen Mentalität und einem Meer von Papierkram Fuß zu fassen.
Berlin, mit seiner reichen Geschichte als Knotenpunkt der Migration aus Osteuropa, bietet die perfekte Kulisse für igre Performance Paragraph 24 und spiegelt Erfahrungen wieder, die bei vielen Bewohnern der Stadt noch nachwirken.