»Berlin ist natürlich großartig. Man denkt, man sitzt im Kino.«

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»Berlin ist natürlich großartig. Man denkt, man sitzt im Kino.« Mit diesen Worten wird in Erich Kästners Roman ›Emil und die Detektive‹ die Stadt zum Kino, wenn es am Nollendorfplatz dunkel wird, und ringsum die Lichtspielhäuser ihre Türen öffnen. Im Fotoarchiv gibt es zahlreiche Fotografien von Berliner Kinos (Reicht eure Fotos von früher ein!), das »Film Restored online« bietet Vorträge zum Nachhören und die Deutsche Kinemathek am Potsdamer Platz geht mehr und mehr online (auch weil mindestens bis Dezember das Haus geschlossen bleiben muss): »Sammlung digital«. Dazu gibt es tolle Instagram-Führungen: Wir haben hier einige gute Tipps für den Herbst!

Das Kino eröffnet Welten voll Abenteuer und Attraktionen. Kinos sind Orte der Begegnung, des Vergnügens oder des Nachdenkens. Sie sind Teil unserer persönlichen Erinnerungen, des gesellschaftlichen Lebens und der städtischen Architektur. Auch das Stadtbild Berlins war und ist von seinen Kinos geprägt: Wir vermissen einiges! Viele der kleinen und großen Lichtspieltheater sind verschwunden, wurden abgerissen oder umgebaut, nur einige wenige sind seit vielen Jahrzehnten erhalten geblieben.

Im Fotoarchiv gibt es die früheren Berliner Kinos zu sehen, die in sieben chronologisch angelegten Fotogalerien entdeckt werden können. Super-toll! Damit öffnet das Haus seine Bestände zur Kinogeschichte und ihr könnt in historische Ansichten Berlins eintauchen. Kinos gehören seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts zum kulturellen Leben der Stadt Berlin. Von Anfang an gab es verschiedene inhaltliche und bauliche Konzepte, die sich im Laufe der Jahrzehnte wandelten: vom Panoptikum des Varietés über kleine Ladenkinos bis hin zu riesigen Kinopalästen, von kommunalen zu kommerziellen Kinos. Das Programm bewegte sich in einem Spektrum zwischen Information und Unterhaltung – jeweils zeitgenössisch geprägt und daher auch ideologisch oder propagandistisch einzuordnen. Konkurrenz gab es schon früh: seit den 1920er-Jahren den Rundfunk, später das Fernsehen, heute digitale Filmanbieter. Immer wieder wurde und wird dabei vom Kinosterben gesprochen. Stetiger Wandel gehört jedoch zur Berliner Kinokultur, die mit ihren Schließungen, Pausen, Neugründungen und Wiedereröffnungen bis heute die Stadt prägt.

Mitmachen: Kinofotos sind Teil der Sammlungsbestände im Haus, die im Laufe der Jahrzehnte gewachsen sind, jedoch nie systematisch gesammelt wurden und daher lückenhaft geblieben sind: Nach 1960 nimmt die Zahl der Kinofotos ab, aus den letzten 20 Jahren finden sich nur noch vereinzelt Fotos. Die DDR und Ostberlin sind weniger stark vertreten als die BRD. Helft gerne mit, diese Lücken zu schließen und die Erinnerung an unsere Kinos lebendig zu halten. Teilt eure Fotos von Berliner Kinos mit der Kinemathek und allen – im Fotoarchiv ist ihnen ein langes Leben garantiert. Kontakt: fotoarchiv@deutsche-kinemathek.de

Das fünfte Jubiläum des Filmerbe-Festivals Film Restored ist zwar gerade vorbei, aber es gibt viele Vorträge zum Nachhören und -sehen, allen voran ein Überblick zu  ›Kuhle Wampe‹ (Beitragsbild): https://www.deutsche-kinemathek.de/de/besuch/festivals-symposien/filmrestored05#vortraege

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›Golden Eighties‹ BE, FR, CH 1986, Regie: Chantal Akerman, Quelle: Cinémathèque royale de Belgique – Cinematek

Die »Sammlung digital« bildet einen Baustein, der auf vier Säulen steht: Die Übernahme digitaler Artefakte ins Archiv, die systematische Digitalisierung analoger Bestände, die digitale Langzeitarchivierung und -verfügbarkeit sowie die Online-Bereitstellung von Teilen unserer Sammlungen. Die Veröffentlichung unserer Sammlungsbestände online erfolgt auf der Website, auf Microsites der Deutschen Kinemathek, im Rahmen von Online-Ausstellungen wie »Künste im Exil« und auf Online-Plattformen wie der Europeana, der Deutschen Digitalen Bibliothek und dem Archivportal-D. Das erworbene Wissen über die ihnen anvertrauten Kulturgüter sollen mit allen an diesen Beständen interessierten Personen geteilt werden und im Austausch mit den Besucher*innen ständig erweitert. Gleichzeitig soll die »Sammlung digital« die Grundlage für ein geplantes, international zugängliches Forschungs- und Recherchezentrum zur Deutschen Film- und Fernsehgeschichte bilden.

Weitere Termine auf Instagram:
Direktorenführung auf Instagram
Ein frischer Blick auf den Weimarer Film 2.12.2020, 19:00, 30 Min.
Der Künstlerische Direktor der Deutschen Kinemathek, Dr. Rainer Rother, führt durch den umgestalteten und aktualisierten Ausstellungsbereich der ständigen Ausstellung zum Weimarer Kino.

Behind the scenes auf Instagram
The false trails of Marlene Dietrich? | in English 8.12.2020, 13:00, 30-45 min
Through documents and objects, which are rarely shown, Silke Ronneburg, Head of Marlene Dietrich Collection Berlin, gives an insight into Marlene Dietrich’s lifelong effort to control her public image.

Sonderausstellung »Hautnah« auf Instagram
Zu Gast! Ausstellungsgespräch »Hautnah. Die Filmkostüme von Barbara Baum«
15.12.2020, 19:00, 45–60 Min.
Ein Rundgang mit der Kostümbildnerin Christa Hedderich und dem Kurator Nils Warnecke

Themenführung auf Instagram
Antike Mythen und der deutsche Film 22.12.2020, 19:00, 30 Min.
Eine thematische Führung zur Präsenz von Mythen und Archetypen der Menschheitsgeschichte im deutschen Film.

Beitrag: Jana Noritsch Beitragsbild: Still aus ›Kuhle Wampe‹ © Stiftung Deutsche Kinemathek

Besuche sind nach den verordneten Schließzeiten wieder möglich, Infos auf Deutsche Kinemathek https://www.deutsche-kinemathek.de/.

Veröffentlicht am: 26.11.2020 | Kategorie: Kolumne Jana Noritsch, Kultur - was sonst noch passiert,

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