Starke Typen. Griechische Porträts der Antike

Experimenteller und rekonstruierender Nachguss des Bronzekriegers Riace B, Vorderansicht Kopf, © Frankfurt am Main, Liebighaus Skulpturensammlung, Dauerleihgabe des Museo Nazionale Archeologico Reggio Calabria, Foto Hans R. Goette

Zum ersten Mal sind griechische Porträts Gegenstand einer systematischen archäologischen Ausstellung. Über die römische Kaiserzeit und die Renaissance wirkt diese Errungenschaft der griechischen Kunst bis ins Selfie-Zeitalter fort.

Mit hochkarätigen Leihgaben der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München, des Liebieghauses Frankfurt am Main sowie ausgewählten Werken aus den Beständen der Antikensammlung thematisiert die Ausstellung die Entwicklung des griechischen Porträts im Spannungsfeld von Ideal und Individualisierung, Identität und Inszenierung.

Im antiken Griechenland galt es vor allen Dingen, die Erinnerung an die Dargestellten dauerhaft zu bewahren. Anders als heute waren Porträts für die Griechen keine fotoähnlichen Abbilder der Person. Vielmehr lieferten sie Aussagen über Charaktereigenschaften und gesellschaftlichen Status, waren Selbststilisierung und Verkörperung allgemeiner Ideale. Griechi-sche Porträts nutzten festgelegte, für alle Gattungen der Kunst verbindliche Figurentypen. Auf äußerliche Ähnlichkeit kam es dabei nicht an. Die Identifizierung der dargestellten Person war nur über die Inschrift möglich. Bildnisse von Menschen, die tatsächlich lebten oder gelebt hatten, gab es im antiken Griechenland vom 8. Jh. v. Chr. an. Erst ab dem 3. Jh. v. Chr. erfolgte eine Individualisierung durch realistische Züge, die jedoch nicht naturgetreu sein mussten. Griechische Porträts gaben immer den ganzen Körper der Person wieder. Erst die Römer reduzierten die Bildnisse der berühmten Griechen dann auf ihren Kopf.

Den Kern der Schau bilden 20 Leihgaben der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek München. Es handelt sich um marmorne Porträtköpfe historisch bedeutender Dichter, Strategen, Philosophen und Könige, einen historischen Bronzenachguss und eine attische Vase mit einer einzigartigen Darstellung der Dichterin Sappho. Hinzu kommen aus dem Liebieghaus Frankfurt rekonstruierende Nachgüsse der berühmten bronzenen Kriegerstatuen von Riace, die in der Rotunde des Alten Museums aufgestellt und in eine spannungsreiche Interaktion mit den dort befindlichen Götterstatuen treten werden. Ergänzt und erläutert werden die Leihgaben durch Skulpturen, Vasen und Kleinkunstobjekte aus den eigenen, sonst magazinierten Beständen der Antikensammlung sowie Leihgaben aus dem Münzkabinett.

Zusätzlich werden ausgewählte Exponate der Dauerausstellung im Alten Museum durch besondere Kennzeichnung und einen Übersichtsflyer einbezogen, um weitere Aspekte des Themas zu veranschaulichen. Den Besucherinnen und Besuchern wird damit ein frischer Blick auf die Dauerausstellung unter neuen Gesichtspunkten geboten.

„Starke Typen. Griechische Porträts der Antike“ ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit Fragen nach Selbstbild, Image und Inszenierung von Identitäten, die auch heute für ein breites Publikum aktuell sind und moderne Porträtschöpfungen mitbestimmen.

Starke Typen. Griechische Porträts der Antike

19. Juni 2019 – 2. Februar 2020

Eröffnung: Dienstag, 18. Juni 2019, 18 Uhr

Altes Museum

Veröffentlicht am: 10.06.2019 | Kategorie: Ausstellungen,

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