Ausstellungen von Nina Röder, José Taborda und Masimba Hwati in der Galerie EIGENHEIM

JOSÉ TABORDA – wing walking

Noch bis zum 10.07. haben Sie die Möglichkeit die Ausstellungen von Nina Röder, José Taborda und Masimba Hwati in der Galerie EIGENHEIM Berlin zu besuchen. NINA RÖDERS künstlerischer Schwerpunkt liegt auf fotografischen Arbeiten, welche sublime Strukturen biographischer Narrative verhandeln und Aspekte des Performativen mit dem zeitbasierten Bildraum der Fotografie kombinieren.

Nina Röder

Die oftmals absurde oder poetische Atmosphäre ihrer Szenographien vermittelt die Spannung biographischer Erfahrungen ihrer Figuren. In ihren Arbeiten kristallisieren sich zwei Themenkomplexe heraus: Fotografien, die im Naturraum entstanden sind und an Diskurse zum Anthropozän und der Postromantik anschließen und Serien, die sich mit biografischen Narrativen ihrer Familie auseinandersetzen.

Diesem biografischen Komplex verschreibt sich auch die, in dieser Ausstellung erstmalig gezeigte, Serie „Champagner im Keller“. Als Nina Röders Großeltern im Jahr 2017 starben, musste die Familie deren Haus innerhalb einer Woche ausräumen und schließlich verkaufen. Die meisten Habseligkeiten der Großeltern wurden auf die Schnelle willkürlich eingepackt – nur einige Erinnerungsstücke wurden bewusst ausgewählt und in einem Kellerraum im Haus von Röders Mutter im bayrischen Windsbach eingelagert. Anfang des Jahres 2020 wurde die Türe dieses Raumes zum ersten Mal wieder geöffnet. Mit einer Ambivalenz aus Verwunderung und Melancholie wurden alle Objekte, Einrichtungsgegenstände und vor allem die Kleidungsstücke der Großmutter begutachtet. In eben diesem Kellerraum haben Nina Röder und ihre Mutter während des Corona-Lockdowns Portraits, Selbstportraits und Stillleben mit den aufgehobenen Gegenständen für die Kamera inszeniert und so eine Bühne für ein Absurdes Theater geschaffen. Die Serie „Champagner im Keller“ reiht sich in Röders Arbeiten über ihre Familie ein, in welchen sie Verlust und Trauer auf eine performative und humorvolle Weise begegnet. Wie bereits in ihren vergangenen Serien setzt sich Röder mit individuellen Handlungsfähigkeiten auseinander und geht Fragen nach, welchen Einfluss unsere Familie und unsere Herkunft, sowie Verluste und vererbte Traumata auf unser Denken und Handeln haben können.

Mit dem Potential der fotografischen Inszenierung wird der Prozess des Loslassens von Familienmitgliedern in Röders Arbeiten somit als veränderbare Konstruktion der gegenwärtigen Wirklichkeit erfahrbar gemacht. In Anlehnung an ein Zitat von Röders Großvater entstand der Titel der Serie. Anlässlich seines 90.Geburstages bekam dieser mehrere Flaschen Champagner geschenkt.

Als bescheidener Mann brachte er eben jene in seinen Keller und sagte:

“Wenn das Bier leer ist, trinken wir halt den Champagner im Keller”.

José Taborda

José Taborda untersucht die Reaktion der Öffentlichkeit durch sensorische Provokationen. Seine Installationen und Objekte, aus gebauten und vorgefertigten Elementen, aus mechanischen und digitalen Kompositionen setzen sich über die Grenzen der Wahrnehmung hinweg – spielen wie in der Magie – mit der Enthüllung und dem Verstecken. Und wie schon einst Antoni Tàpies argumentierte – Kunst ist wie ein Zaubertrick, der Betrachter muss ignorieren das es sich um eine Illusion handelt. José Taborda wurde 1994 in Lissabon geboren.

Er studierte Malerei an der Universität in Lissabon sowie Freie Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar. Ausgezeichnet mit dem Preis der A.J. Millennium BCP Foundation – Carpe Diem Foundation (2018); dem D.Fernando II-Skulpturenpreis (2018) sowie dem Bauhaus-Essentials-Preis (2017) stellt Taborda regelmäßig in Portugal als auch im Ausland aus. Seit 2019 arbeitet EIGENHEIM Weimar/Berlin mit José Taborda in verschiedenen Ausstellungsprojekten, wie der Ausstellungsserie zum Jubiläum Bauhaus 100 oder der Edition Bauhaus 100, zusammen.

Masimba Hwati

Masimba Hwati wurde 1982 in Harare, Simbabwe geboren und ist aktuell Artist in Residenz im Rahmen des Radio Art Residency Weimar. Zwischen April und Mai hat Masimba bei EIGENHEIM Weimar sein Studio gehabt, hat Gäste geladen, hat Werke geschaffen, Performances und Konzerte realisiert. Nun zeigen wir die dort entstandenen Arbeiten bei EIGENHEIM Berlin im Salon. Darunter sind neben Objekten, Instrumenten und Kostümen, welche im Rahmen verschiedener Performances Verwendung fanden, auch Zeichnungen, Sound- und Videodokumentationen. Der umtriebige Künstler arbeitet an der Schnittstelle von Objekt, Performance sowie Klang und ist für unkonventionelle dreidimensionale Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien und Medien bekannt.

Masimba Hwati hat einen MFA der University of Michigan, Ann Arbor und ist Doktorand an der Akademie der bildenden Künste Wien im Bereich Kunstpraxis. Er ist ein Alumni der Skowhegan School of painting and Sculpture des Jahrgangs 2019. Hwati studierte und lehrte Bildhauerei an der Harare Polytechnic Art School. Er ist vertreten in verschiedenen Museen – u.a. University of Michigan Museum of Art (UMMA), Iziko, South African National Gallery, Montreal Museum of Fine Arts, Scott White Contemporary, San Diego, George R. Nnamdi Collection, Detroit Michigan, National Gallery of Zimbabwe, Gervanne & Matthias Leridon Collection. 2015 stellte er im simbabwischen Pavillon auf der 56. Biennale von Venedig aus. Er ist ehrenamtlicher Forschungsstipendiat am Rhodes University Fine Arts Department in Grahamstown, SA und hatte Einzel- und Gruppenausstellungen in vielen verschiedenen Ländern, u.a. in Belgien, Simbabwe, Südafrika, Deutschland, USA, Frankreich und Kanada.

NINA RÖDER – Champagner im Keller

JOSÉ TABORDA – wing walking

MASIMBA HWATI – to be continued

05.06. 2021 – 10.07.2021

EIGENHEIM Berlin

Veröffentlicht am: 05.07.2021 | Kategorie: Ausstellungen,

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert