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Angular. Persons Projects.

14. September 2023 - 28. Oktober 2023

Im Rahmen der diesjährigen Berlin Art Week präsentiert Persons Projects die Duo-Ausstellung Angular Dynamics, die sich auf das Experimentieren der 1970er Jahre fokussiert. Fotografie und Film als Medium waren damals eher auf die Herstellung von Bildern ausgerichtet, auf eine objektivbasierte Praxis des Festhaltens dessen, was sich vor der Kamera befand. Die gemeinsame Präsentation von Crawford und Robakowski soll zeigen, dass trotz unterschiedlicher politischer und künstlerischer Hintergründe, ein gemeinsamer Wille bestand, die Grenzen künstlerischer Medien zu sprengen und Kunst außerhalb des anerkannten Kanons zu schaffen.

Grey Crawfords Serie El Mirage (1975-78) ist das Ergebnis einer Reihe von Experimenten, die er auf dem Seegrund der Mojave-Wüste in Südkalifornien durchführte. In einer Art performativen Aktes platzierte der Künstler verschiedene Materialien, wie Metallradierplatten, Glasscheiben, Spiegel und Holz, in der Landschaft. Das Besondere dieser Arbeiten ist allerdings nicht alleine die unterschiedliche Materialität oder der Aspekt des Performativen, sondern die Manipulation des fotografischen Materials in der Dunkelkammer – eine Technik, die der Künstler in späteren Serien wiederverwendet. Sie macht deutlich, wie Crawford den fotografischen Prozess nutzt, um den physischen Maßstab seiner kantigen Konfigurationen zu verändern. Die Bedeutung dieser Plastiken und visuellen Performances liegt, wie Lyle Rexer betont, „nicht darin, was sie über ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Situation offenbaren, sondern darin, wie sie alles um sie herum oder darüber hinaus reflektieren: Fotografie, Skulptur, Raum, Ort und Wahrnehmung“.

Mit El Mirage geht Crawford einem kollaborativen Dialog mit kunsthistorischen Positionen wie Kasimir Malewitsch sowie eigenen Zeitgenossen, wie dem Minimalisten Carl Andre oder den Land Artists Michael Heizer und Robert Smithsonian, ein. Obwohl Crawfords künstlerische Wurzeln in der Fotografie liegen, stammen seine praktischen Ansätze aus der Bildhauerei und Malerei. Diese einzigartige Kombination regte ihn dazu an, den fotografischen Prozess nach seinen eigenen Vorstellungen zu nutzen. Crawford entfernte sich dadurch zunehmend von damaligen Bewegungen wie dem New Topographic Movement. Ihm ging es nicht um das bloße Festhalten konkreter Landschaften, sondern um das Vermitteln einer Erfahrung bzw. seiner konzeptionellen Sichtweise.

Józef Robakowski begann seine künstlerischen Experimente bereits zwischen 1958 und 1967. In der Kombination von Fotografie und Malerei mit Video schuf er Installationen, die den Rahmen dieser Medien überschritten und neu definierten. Inspiriert vom russischen Konstruktivismus wie auch der Bildtheorie Kasimir Malewitschs, entwickelte Robakowski das Konzept der Kunstenergie – ein natürlicher Zustand von Energie, von dem sich seine Werke speisen. In der Absicht, die Werke von ihren nicht-strukturellen Elementen zu befreien, verwendet Robakowski oftmals energetische Ausdrucksformen – so zum Beispiel in der Serie Energetic Angles (1975-1985), die sowohl aus fotografischen Arbeiten als auch aus Zeichnungen und Gemälden besteht. Sie ist beispielhaft für die Faszination des Künstlers für intuitive Geometrie; ein imaginäres Modell, das im menschlichen Geist entsteht und eine Hauptantriebskraft von Robakowskis künstlerischer Tätigkeit darstellt: „Ich denke darüber nach, wie die Geometrie, die ausschließlich praktische Ziele verfolgt, in der Kunst funktionieren kann. Ich beschloss, den Winkel als energetisches kulturelles Zeichen in Form eines persönlichen Fetischs zu schaffen, um dieses Problem zu verdeutlichen.“ Indem er der Realität die Geometrie aufzwingt, untersucht Robakowski, inwieweit sie als rein abstraktes Phänomen funktionieren kann.

Die Videoarbeit Dynamic Rectangle (1971) zeigt die rhythmischen Fluktuationen eines roten Rechtecks, die durch das Öffnen und Schließen der Blende während des Filmens entstanden.
Die Arbeit stellt aber nicht nur eine abstrakte Betrachtung von Bewegungen dar, sondern vielmehr eine Dokumentation von Robakowskis eigenen Körperbewegungen, der versucht, musikalische Veränderungen visuell zu vermitteln. Der Film ist zudem ein frühes Beispiel für „reines Kino“. Man könnte es fast als ein Werk betrachten, das auf die unerfüllte Filmzusammenarbeit zwischen Hans Richter und Kasimir Malewitsch oder den verschollenen Berlewi-Film verweist: alle zielten darauf ab, die Möglichkeiten des abstrakten Kinos voll auszuschöpfen.

Nearer–Further (1985) ist ein kurzes Video, das den Blick aus dem Fenster von Robakowskis Wohnung zeigt. Durch mehrfaches Heranzoomen entpuppt sich das schwarze Rechteck vor dem Fenster in seinen Nahaufnahmen als Spiegel, in dem die Betrachtenden den Künstler beim Filmen sehen können. Das Verschwinden und Wiederauftauchen seines Bildes folgt den an die Kamera gerichteten Befehlen (“Zoom in!”, “Zoom out!”). Diese scheinbar analytische Arbeit zu den technischen Möglichkeiten der Kamera wird zu einer Art Spiel mit dem eigenen Bild.

Grey Crawford (*1951 in Inglewood, CA, USA) ist einer der ersten Künstler der Westküste, der das fotografische Medium durch seine Experimente in der Dunkelkammer herausforderte. Nach seinem BA-Abschluss am Rochester Institute of Technology besuchte er die Claremont Graduate University. Sein Hauptwerk, Umbra, El Mirage und Chroma, wurde in mehreren Büchern veröffentlicht und ist Teil der Sammlungen des Getty Museums, der Albright-Knox Art Gallery und des Turku Museums in Finnland sowie anderer bedeutender Privatsammlungen.

Józef Robakowski (*1939 in Poznań, lebt und arbeitet in Łódź, Polen) ist eine Schlüsselfigur der osteuropäischen Kunst. Als Mitglied des Film Form Workshops in Łódź (1970-77), der sich mit der Analyse der neuen Mediensprache sowie mit Film und Video befasste, war er einer der Begründer der polnischen Avantgarde. Robakowski hat in einigen der bedeutendsten Museen der Welt ausgestellt, darunter im Tate Modern, Stedelijk Museum in Amsterdam und Centre Georges Pompidou in Paris.

Details

Beginn:
14. September 2023
Ende:
28. Oktober 2023
Veranstaltungskategorie:
Eintritt: -

Veranstaltungsort

Persons Projects
Lindenstrasse 34-35
Berlin, 10969
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Veröffentlicht am: 11.08.2023 |

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