Die Koreanischen Kulturzentren in Berlin und London präsentieren erstmals am 8. Juli in Berlin eine gemeinsame Gruppenausstellung. Im Januar dieses Jahres haben die beiden Kulturzentren eine öffentliche Ausschreibung mit dem Thema Nothing is – Everything just has been or will be durchgeführt und sechs Künstler*innen ausgewählt, deren Werke nun gezeigt werden. Die bemerkenswert hohe Beteiligung von 507 Künstler*innen sorgte für Aufsehen und resultierte aus den gezielten Planungen der beiden Kulturzentren, deren Anliegen es war, durch das Angebot von Ausstellungsmöglichkeiten in Berlin und London, zwei Zentren der zeitgenössischen Kunst, das Interesse von noch mehr Künstler*innen zu wecken.
Die Koreanischen Kulturzentren Deutschland und Großbritannien stellen gemeinsam aus
Um eine ausgewogene Repräsentation der künstlerischen Standpunkte beider Länder sicherzustellen, entschieden je zwei Juror*innen aus Deutschland und Großbritannien über die Auswahl der Künstler*innen. Auf britischer Seite waren Alessio Antoniolli, der Direktor von Gasworks, und Lee Sook-kyung, leitende Kuratorin der Tate Modern, in der Jury vertreten, und auf deutscher Seite der freie Kurator Li Zhenhua und der Medientheoretiker Prof. Siegfried Zielinski. Die sechs ausgewählten Künstler*innen sind Woojin Kim, Yen Noh, Hye Young Sin und Jangwoo You aus Korea sowie Sarah Duffy und Gala Bell aus Großbritannien.
Den Auftakt der Ausstellung bildet die Vernissage am 8. Juli (Do) um 19 Uhr in der gallery damdam des Koreanischen Kulturzentrums in Berlin. Die Ausstellung ist dort bis zum 20. August zu sehen und ab November im Koreanischen Kulturzentrum von Großbritannien. Aufgrund der erschwerten Bedingungen durch Covid-19 wird die gesamte Ausstellung einschließlich der Vernissagen unter strikter Einhaltung der Corona-Richtlinien der einzelnen Länder durchgeführt.
Nothing is – Everything just has been or will be
Das Thema der diesjährigen Ausschreibung – Nothing is – Everything just has been or will be – steht für die Wirkung von Zeit. Die Botschaft der Ausstellung verweist auf eine moderne Gesellschaft, in der sich angesichts der Expansion von internationalen Wirtschaftsaktivitäten Zeit in eine „Ware“ verwandelt und Zeit durch die zunehmende weltweite Digitalisierung mit „Bits & Bytes“ gleichgesetzt wird.
Das Thema hat eine doppelte Bedeutung, die auch die weltweite Corona-Pandemie einschließt. Aufgrund von Covid-19 ist der physische Bewegungsradius eingeschränkt, und die gesamten gesellschaftlichen Aktivitäten wurden in den digitalen Raum verlagert. Diese Entwicklung hat die Digitalisierung der Zeit beschleunigt und Zeit zu einem abstrakten Gegenstand gemacht, dessen Wert zunehmend schwerer zu erfassen ist. Das hohe Interesse an der Ausschreibung macht deutlich, wie eng das Wettbewerbsthema mit dem Wandel des modernen Zeitbegriffs und der Abstraktion von Zeit verbunden ist, mit denen moderne Menschen konfrontiert sind.
Verschiedene Aufzeichnungen, Ansichten und Einflüsse von Zeit – präsentiert von sechs Künstler*innen
Woojin Kim betrachtet Sprache als ein Dispositiv für verborgene soziale Rahmenbedingungen. In ihr Werk sind die seit Beginn des 20. Jahrhunderts verloren gegangenen Sprachen zahlreicher asiatischer Länder eingeflossen. Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit den Unterschieden zwischen der koreanischen Standardsprache und der Sprache der Insel Jeju. Yen Noh wirft einen neuen Blick auf die halbkoloniale Performance des koreanischen Dichters Yi Sang, der im Jahr der japanischen Annexion Koreas geboren wurde, und setzt sich mit dessen Auffassungen zu Übersetzungen auseinander. Jangwoo You betreibt fotografische Studien, indem er das Chronozyklogramm von Frank Gilbreth verwendet. In seinem Werk hält er das Bild des modernen Menschen in einer schnelllebigen Gesellschaft fest. Sarah Duffy konzentriert sich auf die Visualisierung der verborgenen Narrative unserer Welt und stellt Videoarbeiten mit selbstgeschriebenen Gedichten vor. Gala Bell hat verschiedene Materialien erforscht und zeigt Werke zu den Themen Wertkonzepte, Geschmack, Hierarchien und absurde Tätigkeiten. Hye Young Sin präsentiert „Time Piece“, eine sechs Meter lange Installation, die das Verstreichen von Zeit anzeigt.
Durch eine Werkswelt, die Zeit und Raum transzendiert, sollen die sechs Kunstwerke dem Ausstellungspublikum eine gedankliche Auseinandersetzung mit dem Zeitbegriff aus unterschiedlichen Perspektiven ermöglichen. So wie in den Arbeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschmelzen, soll die Ausstellung über die bloße Betrachtung der Werke hinausgehen und zum Nachdenken über historische Ereignisse und gesellschaftliche Themen anregen.
Teilnehmende Künstler*innen:
Woojin Kim (Korea), Yen Noh (Korea), Sarah Duffy (Großbritannien),
Gala Bell (Großbritannien), Hye Young Sin (Korea), Jangwoo You (Korea)
“Berlin meets Seoul” – ein Ausstellungsprojekt von KUNSTLEBEN BERLIN
9. Juli – 20. August 2021
gallery damdam im Korenischen Kulturzentum