Als Inspiration für die Serie »Circesque« dienten Christian Tagliavini die berühmten Circus Sideshows in den USA der 1920er Jahre. Als Teil der amerikanischen Unterhaltungskultur zeigten besondere Figuren – oftmals als »Human Freaks« betitelt – in Sideshows ihre besonderen Fertigkeiten und ihre einzigartige Persönlichkeit. Für seine eigene Narration »Circesque« hat Christian Tagliavini in mehrjähriger Arbeit fiktive Personen erschaffen, die Protagonisten seiner Interpretation einer fantastischen Sideshow sind.
Die mehr als 20 sublimen und geheimnisvollen Porträts zeigen reizvolle Figuren jenseits jeglicher Vorstellungskraft aus der Gedanken- und Fantasiewelt von Tagliavini. Jede Person in seinem fotokünstlerischem Kabinett – von der Seiltänzerin über die Dompteurin bis zur Burlesque-Tänzerin – wird mit einer szenischen Darstellung sowie klassischen Porträts vorgestellt. Tagliavinis Selbstverständnis als »photographic craftsman« folgend, sind sämtliche Bildbestandteile selbst entworfen, designt und hergestellt. Dies reicht von den Hintergründen und selbst entwickelten Gegenständen über Applikationen und Hüten bis hin zu den aufwendigen Roben und Kleidern, die mit ihrer Opulenz und Originalität mit den Bilderwelten harmonieren.
Mit »Circesque« übertrifft Christian Tagliavini, der eine Ausnahmestellung in der internationalen Kunstwelt genießt, die Erwartungen an seine neue Serie. Im Gegensatz zu den berühmten Serien »1503« und »1406«, deren Bildsprache und Komposition jeweils von der Renaissance inspiriert waren, ist »Circesque« in vielerlei Hinsicht komplexer und aufwendiger. Tagliavini verarbeitet Stilmerkmale verschiedener Kunstströmungen und Epochen, darunter Jugendstil und Art Deco, und verdichtet das Gesamtkunstwerk mit seinem in den vergangenen Jahren geprägten Stil. Dank des intensiven und freien Schaffensprozesses befreien sich in der Serie »Circesque« Tagliavinis charakteristische Bildsprache und seine Fähigkeiten vollständig.
Christian Tagliavini
Christian Tagliavini (*1971 in der Schweiz) wuchs in Italien auf. Sein künstlerischer Werdegang als Grafikdesigner prägte sein komplexes Verständnis für die Fotokunst, eigens Werke zu erfinden, zu kreieren und selbst zu produzieren. Seine Arbeiten sind nicht nur »Bilder«, sondern designte Narrationen, für die er sämtliche sichtbaren Inhalte aufwendig und detailgetreu selbst entwirft und herstellt: vom Interieur und den Hintergründen des Bildraumes über die aufwendigen Roben und Kleider der Porträtierten bis hin zu sämtlichen Gegenständen, Accessoires und Ornamenten.