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IRL

3. September 2021 - 28. Oktober 2021

IRL, in real life, ist ein gängiges Internet-Kürzel, dass dafür benutzt wird um zu verdeutlichen, dass etwas im echten Leben, nicht nur virtuelle, erfahren wurde. Was ist jedoch das echte Leben und gehört das virtuelle nicht auch dazu? Ist etwas echter wenn es mit eigenen Augen gesehen wird und unechter durch eine Linse?

Das sind Fragen, die letztes Jahr umso wichtiger geworden sind, nachdem die Welt zum Stillstand gekommen ist und sich alles im Internet abgespielt hat, ob Geburtstagsfeiern, Theateraufführungen oder auch Ausstellungsbesuche. Mit Zoom-Vernissagen, NFTs und 3D-Rundgängen hat sich die Kunstwelt den neuen Gegebenheiten angepasst, aber auch Künstler auf der ganzen Welt haben die neue Situation auf die eine oder andere Art in ihrer Kunst aufgenommen. Entweder hat sich die eigene Arbeitsweise intensiviert, der Schwerpunkt geändert, oder es wurde eine Fluchtmöglichkeit aus der Gegenwart geschaffen.

Bei der Ausstellung IRL zeigen die in Irland leben Künstler*innen Cecilia Bullo, Amanda Doran und George Warren wie sich die neue Realität der letzten anderthalb Jahren in ihrer Kunst widerspiegelt.

Cecilia Bullo ist eine klassische, hauptsächlich skulptural ausgebildet Künstlerin, die sich auf die Schaffung von Mixed-Media-Installationen konzentriert. Dabei arbeite sie mit kontrastierenden visuellen Elementen, untersucht Materialprozesse und deren Geschichte.
Im Fokus ihrer Werke stehen verschiedene Symbole und Objekte (z.B. Amulette oder Relikte), die in einen Kontext sozialer Fragen gestellt werden. Die Gegenstände werden mit Heilungskraft oder magischen Eigenschaften assoziiert und vor allem in einem feministisch-politischen Zusammenhang gelesen. Bullo interessiert sich für die Opferrolle der Frau und ihren politischen Körper, sowohl in der Mythologie als auch in der Gegenwart.

In ihren neusten Arbeiten geht Bullo besonders auf das Thema der Entwurzelung ein. Als Beispiel dafür nimmt sie eine Aloe Vera-Pflanze, die bis heute wegen ihrer botanischen Heilwirkung verwendet wird. Ein Teil dieser Rhizompflanze, die aus dem Garten ihrer Familie in Italien stammte, wurde entwurzelt, transportiert und in ihr irisches Adoptivland verpflanzt. Bullo hat einen Migrationshintergrund und wurde selbst „entwurzelt“. Somit erforscht sie Symbole und Bedeutungsträger, die direkt mit ihrem gemischten Erbe verbunden sind. Sie schaut, wie sich die rituelle Praktik in einem anderen Kontext anpassen und verändern kann, unter Bezugnahme kultureller Herausforderungen, denen sich Personen mit Migrationshintergrund gegenübersehen, insbesondere Frauen.

Amanda Dorans beschäftigt sich mit ihrer täglichen Umgebung und ihren Begegnungen. In den letzten Aderhalbjahren hat sich ihr Fokus jedoch gewandelt, von gewohnheitsmäßigen Ritualen, Exzentrizitäten und Macken zu Unbehagen, Tod und Wiedergeburt. Sie sieht die Themen als kathartisches Ventil, das die Besonderheiten und Unvorhersehbarkeiten der letzten Zeit anspricht. Tod, Zerstörung, Verzweiflung spiegelt die Künstlerin durch die Darstellung von Menschen in alternativer Kulturen, wie in der Tattoo-, Punk- oder Metalszene, wieder. Die alltäglichen Situationen haben sich in düstere und etwas unheimliche Bilder verwandelt, die den Kreislauf von Tod zur Wiedergeburt zeigen, jedoch mit einer Prise dunklen Humors. Das Leben selbst ist ein Kreislauf von immer wieder zurückkehrenden Phasen, die konfrontiert, bekämpft und zerstört werden, um zur Unbeschwertheit zurückkehren zu können.

Doran konzentriert sich in ihrer Darstellungsweise auf körperliche Details, die dem Betrachter auch im echten Leben ins Auge springen würden. Durch ihren dicken und groben Duktus und ihre überschwänglich und unmittelbare Malweise wirken die Figuren obskur, aber auch ästhetisch ansprechend, mit ihren kunstvoll tätowierten Haut. Die dicken, nicht kontrollierbaren, zum Teil chaotischen Farbschichten spiegeln die momentanen Gefühle der Künstlerin wieder, die einer nicht beeinflussbaren Gegenwart.

Intuitives Malen, das von innen heraus komm, ist die Vorgehensweise von George Warren. Ein grober Plan hilft dem Künstler, jedes Zögern zu überwinden und mit einem schnellen und schwungvollen Farbauftrag ein Gemälde zu malen. Seine Werke befinden sich zwischen Figuration und Abstraktion.

Bei seiner neusten Serie folgt Warren einem bildhaften Konzept. Er erschafft kleine Erzählungen, die einem bekannten Narrativ folgen, dem des Kampfspiels. Die Kampffiguren sind angelehnt an Spiele von Retro-Konsolen und erfüllen nur einen Zweck, zu kämpfen. Eigentlich kontrolliert der Spieler das Verhalten der Figuren, Warren hingegen friert die Charaktere auf der Leinwand ein und der Spieler wird zum Betrachter. Der On-Screen-Dialog zwischen den Kämpfern bleibt jedoch erhalten, durch Schläge, Air Kicks und Feuerbälle, sogar durch das teilweise Verschwinden des Verlierers. Die gegossene Farbe und die Farbtropfen agieren als Emulation, ein Verfahren, das Programme nachbildt, damit diese auf nicht kompatiblen Geräten oder Anlagen laufen können. Es scheint, als ob die virtuelle Realität noch im Rahmen des „Bildschirms“ vorhanden ist.

Details

Beginn:
3. September 2021
Ende:
29. Oktober 2021
Veranstaltungskategorie:
Veranstaltung-Tags:
Eintritt: -

Veranstaltungsort

Galerie Anna25 neu
Schönleinstr. 25
Berlin, 10967 Deutschland
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Veröffentlicht am: 31.07.2021 | | Tag: intern,

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