
Ralf Kerbach – Landschaften. Kindheitswege
12. September 2025 - 25. Oktober 2025

In der Ausstellung „Landschaften. Kindheitswege“ stellt die Galerie Poll neue Bilder von Ralf Kerbach vor, die von 2023 bis 2025 in der sächsischen Landschaft seiner Kindheit entstanden sind. 1982 musste er diese vertraute Umgebung mit seiner erzwungenen Ausreise aus der DDR hinter sich lassen. Erst als Exilant in der Mauerstadt West-Berlin wurde ihm bewusst, wie stark ihn die über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft rund um seine Geburtsstadt Dresden geprägt hat.
2020 ist Ralf Kerbach zurück in diese von Weinbau, Teich- und Landwirtschaft geformte Landschaft gezogen. Seit fünf Jahren lebt er zusammen mit der Künstlerin Heidrun Rueda in der Nähe von Meißen auf den Höhen über der Elbe. Dort ist sein Wunsch entstanden, unter freiem Himmel die ihn umgebende Landschaft und das besondere Licht der Elbumgebung zu malen. Mit diesen Bildern versucht er, das Wesen der sächsischen Landschaft sichtbar zu machen. Baum, Stein, Wolke, Hügel, Fluss, Haus, Straße, Mauer – seine täglich wahrgenommene Lebensumgebung in Malerei umzusetzen, war für den Künstler die Herausforderung. Das unmittelbar Gesehene in die Fläche zu transformieren und dabei – der Eigengesetzlichkeit des Bildes folgend – nicht abzubilden, sondern ein Sinnbild zu schaffen, ist seine Absicht.
Die Unmittelbarkeit der Landschaftserfahrung und die Erinnerung an die Landschaft seiner Kindheitstage verschmelzen in der Bildfindung. Die Titel sind kurz und schlicht und meist ohne genaue Ortsangabe: „Die andere Seite“ (2024), „Häuser am Fluss“ (2024), „Landschaft bei Cossebaude“ (2025), „Kleine Elblandschaft“ (2023), „Felder im Frühjahr“ (2024) oder „Weinberg im Winter“ (2024).
Wer das Werk von Ralf Kerbach in der Vergangenheit verfolgt hat, wird feststellen, dass die Farbpalette des Malers lichter und heller geworden ist. Für die Umsetzung seiner Motive wählt er einfache Bildzeichen und arbeitet mit hinter- und nebeneinander angelegten Flächen. Die vormals apokalyptischen Landschaftsdarstellungen sind impressionistischen Landschaftsstudien gewichen.
Ausgangspunkt aller Bildideen von Ralf Kerbach ist stets die Auseinandersetzung mit seiner Wahrnehmung, und so gehören mit „Selbst mit altem Hut“ (2025) und „Im Perseidenstrom“ (2022) auch zwei Selbstporträts zu den ausgestellten Bildern. Mit „Der Landschaftsmaler“ (2025) tritt ein Maler mit gelbem Hut vor seiner Staffelei unter einem Gewitterhimmel im Freiluftatelier auf. Mit diesem Gemälde kommentiert Ralf Kerbach seine gegenwärtige Schaffensphase schmunzelnd mit einem Blick in die Kunstgeschichte.
Ralf Kerbach, geboren 1956 in Dresden, studierte von 1977 bis 1979 in seiner Geburtsstadt an der Hochschule für Bildende Künste bei Prof. Gerhard Kettner, bis die DDR ihn zur Exmatrikulation drängte. Nach eineinhalb Jahren Wartezeit erhielt er 1982 die Genehmigung zur Ausreise und musste die DDR innerhalb von 24 Stunden verlassen. Am 27. September 1982 zog Ralf Kerbach nach West-Berlin. 1986/87 erhielt er ein Stipendium in Olevano und verbrachte ein Jahr später längere Zeit in Paris. Bis 1990 lebte und arbeitete er in Valquières bei Montpellier. 1991 reiste er als Stipendiat der Deutsch-Brasilianischen Sommerakademie nach João Pessoa/Paraíba, Brasilien. Ralf Kerbach lehrte von 1992 bis 2023 als Professor für Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seine Werke befinden sich in wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen, u. a. in der Berlinischen Galerie, den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, im Museum der bildenden Künste Leipzig und in der Sammlung Hasso Plattner in Potsdam.
Beitragsbild: Ralf Kerbach, Landschaft bei Cossebaude, 2025, Öl auf Leinwand, 60 x 80 cm
Ralf Kerbach – Landschaften. Kindheitswege
12. September bis 25. Oktober 2025
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