Paris Giachoustidis – Paris in Wonderland in der Galerie Kornfeld

Paris Giachoustidis

Die erste Einzelausstellung von Paris Giachoustidis bei KORNFELD Galerie Berlin zeigt neue Arbeiten aus einer Serie, die sich gezielt mit Träumen auseinandersetzt. In dem surrealistischen Gedicht Life is but a Dream von Lewis Carroll findet sich die Protagonistin in einer Art Traum wieder. Viel bekannter als das Gedicht ist jedoch das Buch Alice’s Adventures in Wonderland, in dem das Mädchen einem weißen Kaninchen folgt und über ein Loch in eine wundersame Welt eintaucht. Psychoanalyse, Traumdeutung und halluzinogene Drogenerfahrungen wurden in dem Werk gelesen.

The Abduction of Paris stellt eine surreale Szene dar, in der eine Frau auf einem Mann durch den Wald getragen wird. Angelehnt an „The Abduction of Helen by Paris“ greift der Künstler hier die griechische Mythologie auf und bringt neue Attribute wie eine Fackel in das Geschehen. Der Raub der Helena war Auslöser des Trojanischen Krieges. Wird das Licht der Fackel die Erkenntnis bringen und diesen zu verhindern wissen?

Eines der bekanntesten Motive aus Ovids Metamorphosen ist Narziss, der Schönling, der die Liebe anderer zurückweist und sich in sein eigenes Spiegelbild verliebt. In The Narcissus Effect sieht man einen athletischen Narziss, der neugierig die andere Seite der Spiegelung ertastet. Der braungebrannte Blonde ist alleine auf dem Bild. Mit der heutigen Sehgewohnheit könnte man fast meinen, er scrollt mit dem Zeigefinger auf einem Screen. Was er in der Spiegelung sieht, wissen wir nicht. Wir können es nur vermuten.

The narcissus effect, 2023 Oil and acrylic on canvas 100 x 80 cm | 39 x 32 in
The narcissus effect, 2023
Oil and acrylic on canvas
100 x 80 cm | 39 x 32 in

Die Bilder Giachoustidis sind in intensiven Farben gemalt und voller (homo)erotischer Anspielungen. Einige sind durch eine horizontale oder vertikale Linie in zwei Teile geteilt und schaffen dadurch zwei Bildhälften. Sie zeigen Menschen, die alleine in einem Traum versunken sind oder (queere) Paare während sexueller Handlungen. Reflexionen unerfüllter Sehnsüchte, geheime Träume oder sexuelle Fantasien werden angedeutet. Hinweise erkennt man viele, ganz einfach macht es Giachoustidis uns aber nicht. Die Nackten bleiben mysteriös und entrückt. Bildmotive aus Werbung, Pornofilmen und Märchen werden verbunden und zu einer neuen Geschichte verknüpft. Ästhetisch bedient er sich unter anderem dem Kitsch, spielt mit malerischen Stilen und zwinkert uns auf ironische und subversive Weise zu. Wir werden zum Voyeurismus verleitet.

Auf einem Bild schaut ein junger Mann, vielleicht auf dem Mond sitzend, verträumt auf einen blauen Ball mit grünen Farbstrichen, der an unsern Heimatplanet Erde erinnert. Er trägt Kopfhörer und scheint sich mit der Musik in eine andere Welt zu träumen. Vielleicht ein Selbstportrait? Nicht unwahrscheinlich, denn schließlich verweist der Titel der Ausstellung, „Paris in Wonderland“, auf den Künstler in einer sehr wundersamen und doch faszinierenden Welt.

Paris Giachoustidis (*1990, Serres, Griechenland) hat einen Master-Abschluss in Kunst von der Aristoteles-Universität Thessaloniki, Griechenland, und der Weißensee Kunsthochschule in Berlin, Deutschland. In seiner künstlerischen Praxis setzt er historische und zeitgenössische Motive in realistische Zeichnungen und Gemälde um.

Paris Giachoustidis – Paris in Wonderland

29.06.2023 – 19.08.2023

Galerie Kornfeld

Veröffentlicht am: 12.06.2023 | Kategorie: Ausstellungen,

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