Zobra – der Blick auf die Tiere im Basement

Zobra – der Blick auf die Tiere im Basement

Kunstleben Berlin Kolumne von Jeannette Hagen. Vor einiger Zeit hatten wir hier auf Kunstleben Berlin ein Interview mit dem Kurator, Fotograf und Künstler Oliver Möst, der seit Anfang des Jahres das Basement – einen Ausstellungsort zwischen Europa-Center Berlin und Weltkugelbrunnen bespielt. Nach der ersten Ausstellung „Hier und Jetzt“ zeigt nimmt die neue Ausstellung „Zobra, der Blick auf Tiere“ die Verbindung zum Zoologischen Garten auf, der in unmittelbarere Nähe des Basements liegt.

Wie bei der „Hier und Jetzt“ spielen auch bei „Zobra“ assoziative Räume wieder eine große Rolle. Räume, die sich bei der Betrachtung der Werke und deren Verbindung zum Original öffnen – diesmal eher fokussiert auf die Veränderung im Verlauf der Jahrzehnte. Schauen wir künstlerisch heute anders auf ein Nilpferd als noch vor 70 Jahren? Fast so lange ist es nämlich her, dass Friedrich Seidenstücker seine berühmte Aufnahme von der jungen Nilpferddame Boulette gemacht hat, die ihrem Vater Knautschke liebevoll in den Rücken biss. Knautschke war eines der 91 Tiere, die den 2. Weltkrieg in Berlin überlebt haben. Rund 130.000 Individuen seiner Art leben heute noch weltweit und wie bei vielen anderen Arten geht der Bestand zurück, weil die Lebensräume der Tiere immer stärker eingeschränkt werden.

Und damals? Hing ein Schild mit dem Hinweis „Achtung böse“ hinter den Tieren im Berliner Zoo.  Der naturalistische Abbildungsstil der alten Aufnahme ist einer kritischen Auseinandersetzung gewichen, die den Blick auf Tiere als Spiegel unseres eigenen Wesens betrachtet. Die Ausstellung präsentiert achtzehn verschiedene künstlerische Positionen, die die Frage aufwerfen, wie wir mit Tieren umgehen und sie als Lebewesen, Nahrungsmittel, Schutz- oder Unterhaltungsobjekte betrachten.

„Zobra“ greift die unterschiedlichen Positionen auf: Klassische, wie die von Erika Lindner und Heinz Spilker, die täglich im Zoo gezeichnet haben, Hans Bautz, Annemarie Haage, Reneé Sintenis und die humorvollen Fotos von Friedrich Seidenstücker. Sie wurden durch die Artothek Charlottenburg Wilmersdorf zur Verfügung gestellt. Dazu gibt es historische Darstellungen von Tieren und zeitgenössische Werke, die den Blick auf Tiere weg vom Abbild hin zu einer vielschichtigen Betrachtung lenken.

Fragen zur Wahrnehmung von Tieren und ihrem Habitat werden natürlich auch gestellt. Sie spiegeln sich in den Werken von Neozoon, Katrin Hoffert und Anne Hölk wieder, während Susanne Rings Arbeiten den Blick auf das Tierabbild selbst lenken: Welche Formen, Körper und Farben lassen uns ein Tier (wieder) erkennen? Und auch das Artensterben wird thematisiert – hier von Ramona Taterra mit ihrer mehrteiligen Arbeit „Seid ihr noch da?“.

Ein wichtiger Aspekt der Ausstellung ist der Blick der Tiere zurück auf uns, der subjektive Bewertungen hervorruft und somit als Replik auf John Bergers These des Spiegels der eigenen Seele fungiert. Die Arbeiten von Jaap de Ruig, Katharina Moessinger und Christina Zück betonen diese Vorstellung, die einen großen Teil unserer eigenen Sichtweise auf Tiere ausmacht. Die Ausstellung präsentiert somit ein breites Spektrum an Perspektiven und stellt die Frage nach unserem Verhältnis zu Tieren und ihrer Rolle in unserer Gesellschaft.

Insgesamt ein tierisches Vergnügen und eine wunderbare Gelegenheit, unsere Mitgeschöpfe zu würdigen.

Die Ausstellung „Zobra – der Blick auf die Tiere“ läuft noch bis zum 24.06.2023 im Basement und wird von einem besonderen Rahmenprogramm begleitet.

So gibt es am 09.06 um 18 Uhr ein Gespräch zwischen Anne Hölk und Oliver Möst über das kuratieren von Ausstellungen zum Thema “Tiere“.

Und noch bis zum 21. Juni findet immer mittwochs „Zeichnen im Zoo“ statt. Mehr dazu unter: https://www.basement-berlin.online/rahmenprogramm

 

Zobra – der Blick auf die Tiere im Basement
Zobra – der Blick auf die Tiere im Basement

Veröffentlicht am: 09.06.2023 | Kategorie: Ausstellungen, Kolumne Jeannette Hagen,

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