black / white + friends in der Galerie Burster

Ann-Kathrin Müller Die Observation 2 2015 Silbergelatinehandabzug auf Aludibond 110 x 110 cm

Die Reduktion auf Schwarz, Weiß und den dazwischenliegenden Grauwerten dient dabei als Besinnung auf Aspekte wie Materialität, Träger, Motiv, Oberfläche und Licht, welche hinter dem ersten Eindruck der Farbigkeit oft zurückbleiben. Sich als KünstlerIn dieser Aufgabe absoluter Farb- Reduktion zu stellen, bedeutet die bewusste Auseinandersetzung mit der vielleicht komplexesten „Farbe“ Weiß und deren konträr wahrgenommenes Schwarz, die beide mit unterschiedlichen und oft widersprüchlichsten ästhetischen Auffassungen und Bedeutungen aufgeladen sind.

So findet jede der 22 Positionen ihre eigene Anwendung der Reduktion: Manche KünstlerInnen sind darin routiniert, für manche ist es das erste Mal der bewussten Auseinandersetzung. Manche befassen sich mit den Grauwerten, manche pur und kompromisslos mit dem direkten Kontrast zwischen Schwarz und Weiß.

Markus Strieders (*1961 in Innsbruck, lebt und arbeitet in Rhône-Alpes) Zeichnungen Faltungen bilden diesen Kontrast in seiner wohl pursten Form ab: Schwarze Tusche entfaltet sich dynamisch auf seinem weißen Bildträger und zeichnet kompakte und dennoch transparente Raumgebilde. Als Bildhauer arbeitet Strieder gleichsam mit Räumlichkeit und Material sowie Raum als Material.

Während hier also der Raum das Thema darstellt, ist es bei Richard Garet (*1972 in Montevideo, Uruguay, lebt in New York) die Zeit. In seiner Video – Installation Glint sind graphisch angeordnete Felder zu beobachten, welche sich langsam, mit bloßem Auge kaum erkennbar, kontinuierlich zu neuen Konstellationen transformieren. Kryptische Zeichen, Weiß auf schwarzem Grund, dokumentieren die Grenzen unserer Wahrnehmung von Zeit und Raum.

Tim Roda (*1977 in Lancaster, USA, lebt in New York) spielt in seinen vielseitig bedeutungsgeladenen Fotografien auf die gesellschaftliche Auseinandersetzung der Geschlechterrollen innerhalb der Familie an: Seine Serie Hidden Father bezieht sich auf die Tradition der Hidden Mother – Portraits des 19. Jahrhunderts: Wissend um die Schwierigkeit ein junges Kind für ein fotografisches Portrait zum Stillsitzen zu animieren, wurden die Kinder auf dem Schoß der Mutter platziert – um deren „störende Präsenz“ nicht von Portrait des Kindes abzulenken, hat man sie in ein schwarzes Stück Stoff gehüllt. Heute ist es der Künstler selbst, der sich und seine Söhne zum Subjekt seiner Portraits macht.

Ebenfalls fotografisch arbeitet Ann-Kathrin Müller (*1988, lebt und arbeitet in Stuttgart) die sich dem Phänomen der Werbung und Objektfotografie auf nahezu ironische Weise nähert. Allerdings nicht, wie man es gewöhnlich aus diesem Genre kennt, in bewusst überzeichneten Farben und durch den Einsatz übertriebener Stilmittel, sondern allein auf das Motiv reduzierend in Schwarz und Weiß gehalten – bei näherem Hinsehen sind bewusst gesetzte Stilbrüche und Makel zu erkennen.

In Simon Pfeffels (*1985 in Nürnberg, lebt in Karlsruhe) Performance Unter-Weg X, welche am Tag der Eröffnung im öffentlichen Raum am Kurfürstendamm stattfinden wird, ist ein schwarzer Kreidestein Zentrum der Betrachtung. Gedankenversunken und in kontinuierlichem Ablaufen eines Ovals, kickt der Künstler den schwarzen Brocken wie eine Bürde vor sich her und hinterlässt tiefschwarzen Spuren.

Begleitend und zeitgleich dazu wird eine Performance von Dierk Zaiser zu sehen sein.

black / white + friends

20.1. – 25.2.2017

galerie burster

Kurfürstendamm 213, 10719 Berlin 

Veröffentlicht am: 19.01.2017 | Kategorie: Ausstellungen, Kunst, | Tag: black / white and friends, Galerie Burster,

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