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Christopher Lehmpfuhl & Natela Iankoshvili Reise nach Georgien

26. April 2018 - 17. Juni 2018

Galerie Kornfeld Christopher Lehmpfuhl

Die Galerie Kornfeld freut sich sehr, eine Zwei-Personen Ausstellung mit Gemälden von Natela Iankoshvili und Christoper Lehmpfuhl anzukündigen. Die Ausstellung zeigt Georgien als Inspirationsort für zwei bemerkenswerte Künstler mit radikal unterschiedlichen Perspektiven: einerseits ein zeitgenössischer, in Berlin geborener und ansässiger Maler, der mit bloßen Händen unter freiem Himmel malt, in einem Land, dass er nie zuvor besucht hat. Andererseits eine starke Frau, die von 1918 bis 2007 in Georgien lebte und als bedeutendste georgische Künstlerin des 20. Jahrhunderts gilt, und die ihre Heimatlandschaft in einem unverwechselbaren Stil, mit kraftvollen Pinselstrichen auf dunklem Hintergrund, malte.

Für die Anfertigung der hier ausgestellten Werke wurde Christopher Lehmpfuhl (*1972) von der Galerie Kornfeld zu einer Malreise nach Georgien eingeladen, begleitet von Galerist Mamuka Bliadze, der dem Künstler als Reiseführer und Vertrauter zur Seite stand, als dieser Bilder der georgischen Landschaft und der Hauptstadt Tiflis in seinem charakteristischen Stil malte – die Hände voller Ölfarbe, unter freiem Himmel, bei Hitze, Kälte, Sonne, Regen und Wind. Christopher Lehmpfuhl widmete sich den verschiedenen Landschaften des Kaukasus, wie etwa dem Kasbek, einem schlafenden Vulkan und einem der höchsten Berge Georgiens, dem Kloster Dschwari und der Swetizchoweli-Kathedrale, allesamt Orte, die sinnbildlich für Georgiens reiche und jahrhundertealte Geschichte stehen. Zudem malte er Sighnaghi, eine bekannte Stadt in der Weinbauregion Kachetien, und schließlich auch die Hauptstadt Tiflis, eine lebendige, moderne Stadt mit ihrer eigenen langen Geschichte.

Lehmpfuhls Schaffensprozess gründet auf den materiellen Bedingungen der Farbe und seiner Erinnerung an die Umgebung, die er malt. Er knüpft damit an eine Reihe von psychologischen und phänomenologischen Vorstellungen über die Wahrnehmung an, die sich parallel zum Impressionismus und frühen Protoimpressionismus des späten 19. Jahrhunderts entwickelten. Lehmpfuhls Bilder verbinden ein Gespür für Materie mit der Unmittelbarkeit eines erweiterten Geistes, der sie gleichzeitig wahrnimmt und imaginiert, als auch mit dem wahrgenommenen inneren Bild, das beim ersten Betrachten eines Motivs entsteht. Sie beginnen als Perzept oder als mentales Bild, das imaginiert und gespeichert wird und danach durch das aktive Fingermalverfahren des Künstlers vor Ort umgesetzt wird. In den Worten des Künstlers: „Bevor ich anfange, habe ich eine Erinnerung oder eine Idee, eine Art Skizze in meinem Kopf.“ Aufgrund der schweren Impasto-Spuren der Ölfarbe und der großformatigen Leinwände zeugen die Oberflächen von Lehmpfuhls Gemälden genauso von ihrer Entstehung wie von den Motiven, die sie darstellen. So werden die georgischen Landschaften und architektonischen Themenbilder zwar durch die fokussierte Wahrnehmung des Künstlers gefiltert, sind aber dennoch als genau ausgewählte Landschaftsorte erkennbar.

Die Künstlerin Natela Iankoshvili (1918-2007) war eine Ikone in ihrer georgischen Heimat. Auch heute noch gilt ihr Werk für viele als nationales Kulturgut. Ihre Gemälde sind bekannt für ihre atmosphärische, sinnlich-farbenfrohe Darstellung der Landschaften ihrer Heimat, als auch für ihre Porträts von Freunden und Menschen aus ihrer Gemeinde. Sie war eine äußerst produktive Künstlerin mit einem Lebenswerk, das mehr als 2000 Bilder umfasst. Iankoshvilis unverwechselbarer Stil zeichnet sich durch seine dunklen Schwarz- und Grüntöne aus, als auch durch die leuchtenden Lichtmomente, die aus dem Feld der Dunkelheit hervorbrechen. Bezüge zu den Gemälden des Blauen Reiter finden sich ebenso wie Anspielungen auf so unterschiedliche Künstler wie El Greco oder Paul Gauguin.

In ihren Landschaftsbildern verschmelzen kraftvolle Formen, die souverän, mit wenigen Pinselstrichen auf dem schwarzen Hintergrund umrissen werden, zu farbenfrohen Bildern. Figuren und Landschaften erblühen auf dem dunklen Hintergrund. In ihrer Maltechnik gehen die Töne und Farben allmählich ineinander über und erzeugen verschwommene Formen, die sich auf der Oberfläche der Leinwand zu bewegen scheinen. Ihre Gemälde von Georgien, die einen prominenten Platz im Werk der Künstlerin einnehmen, sind bemerkenswert für die Art, wie sie Szenen der nationalen Landschaft darstellen.

Christopher Lehmpfuhls Landschaftsimpressionen von Georgien, einem Land, dass ihm fremd ist, verschieben das optische Paradigma von Natela Iankoshvilis Georgien-Wahrnehmung. Iankoshvili und Lehmpfuhl porträtieren die georgische Landschaft durch Erkundungen von Fremdheit und dem was verschiedene Bezugsrahmen, nahe oder fern der Heimat, hervorbringen können. Ausgehend von dieser doppelten Auseinandersetzung mit Georgien, stellt die Ausstellung die Frage: Welche neuen Aspekte kommen zum Vorschein wenn man die Heimat eines anderen durch das Prisma der Malerei betrachtet? Anhand dieser zwei kontrastierenden Sichtweisen – von Iankoshvilis Heimat als einem Ort der Erkundung bis zu Lehmpfuhls handkreiertem Reisetagebuch – zeigt die Ausstellung Georgien als einen Ort der Entdeckung.

Christopher Lehmpfuhl, ehemaliger Meisterschüler von Klaus Fußmann an der Hochschule der Künste in Berlin, erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter ein Stipendium der Bayerischen Akademie der Bildenden Künste und den GASAG Kunstpreis Berlin. Zum 20. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung 2009 erhielt der Künstler den Auftrag, die 16 Bundesländer der Bundesrepublik Deutschland zu malen. Seine Arbeiten wurden in Museen und Galerien im In- und Ausland gezeigt, zuletzt im Marburger Kunstverein. Die Ausstellung „Schlossplatz im Wandel“, in der er sich in einer großen Werkgruppe mit dem Abriss des Palastes der Republik und dem Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses beschäftigt, ist für Anfang 2019 in Berlin geplant.

Natela Iankoshvili studierte an der Kunstakademie in Tiflis und zeigte ihre Arbeiten in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Georgien, der Sowjetunion und im Ausland. Sie erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter den Shota Rustaveli-Preis, den angesehensten Kunstpreis Georgiens. Ihre Werke befinden sich in renommierten Sammlungen, wie der Tretjakow-Galerie in Moskau oder der Nationalgalerie in Tiflis.

Ein 88-seitiges, vom Wienand Verlag herausgegebenes Buch, mit einer Einführung von Mamuka Bliadze, einem kunsthistorischen Essay des britischen Kunsthistorikers Mark Gisbourne und Farbbildern von allen Gemälden, die Christopher Lehmpfuhl während seiner Georgienreise malte, wird am Donnerstag den 24. Mai um 18 Uhr vorgestellt.

Natela Iankoshvili (1918-2007) ist das Kronjuwel der georgischen Malerei und steht sinnbildlich für die Lebendigkeit und Authentizität Osteuropas. Iankoshvili war die bedeutendste georgische Künstlerin, die sich dem von der Sowjetunion vorgeschriebenen sozialistischen Realismus widersetzte, welcher idealisierte Bilder der trostlosen kommunistischen Wirklichkeit kreierte. Sie entwickelte ihre eigene, höchst individuelle Maltechnik und eine poetische Herangehensweise an die Farbe.  Obwohl sich Iankoshvili während der sogenannten Tauwetter-Periode unter Nikita Chruschtschow, die eine gewisse Liberalisierung der sowjetischen Kultur in den 1960er Jahren nach sich zog,  drastisch von anderen zeitgenössischen sowjetischen Malern unterschied, bekam sie dennoch die außergewöhnliche Gelegenheit, nach Europa und Kuba zu reisen, wodurch sie ihr visuelles Vokabular erweitern konnte und bei ihren künstlerischen Entscheidungen noch mutiger wurde.  Zu ihren Lebzeiten wurde ein Museum eröffnet, in dem ihr künstlerisches Lebenswerk von über 2000 Gemälden und Zeichnungen aufbewahrt wird. Es ist bemerkenswert, dass unter den vielen bekannten Besitzern von Iankoshvilis Werken eine beträchtliche Anzahl von Schriftstellern ist: der kubanische Nationaldichter Nicolas Guillen, der bedeutende italienische Poet Mimo Morina, der russische Kunsttheoretiker M.S. Kagan, der Klaviervirtuose Sviatoslav Richter, und nicht zuletzt Eduard Schewardnadse, der letzte Außenminister der Sowjetunion. Iankoshvili regt das Auge des Betrachters durch neoexpressionistische, lakonische und atypische Farbkontraste und Sättigungen an. Ihre Bilder haben etwas von der Kraft leuchtender Juwelen und wirken als ob sie erst gestern auf die Leinwand aufgetragen wurden. Iankoshvilis Gemälde fanden große Anerkennung, als sie 2017 in der „Rediscovery“-Sektion der Art Brüssel gezeigt wurden. Im Mai 2018 werden sie bei der Frieze Kunstmesse in New York zu sehen sein.

Beitragsbild: @ Galerie Kornfeld, Christopher Lehmpfuhl

Details

Beginn:
26. April 2018
Ende:
17. Juni 2018
Veranstaltungskategorie:
Eintritt: -

Veranstaltungsort

Berlin, Deutschland + Google Karte

Veröffentlicht am: 26.04.2018 |

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