Die Galerie Michael Haas zeigt Gemälde und Zeichnungen aus dem Frühwerk von Max Peiffer Watenphul (1896-1976).
Max Peiffer Watenphul brennt für die Malerei. Sein Leben lang. Schon als Siebzehnjähriger beginnt er autodidaktisch zu malen. Nach seiner Promotion in Kirchenrecht und einem Referendariat am Hattinger Amtsgericht 1919 entscheidet er mit 23 Jahren souverän, ausschließlich den Weg eines
Malers zu gehen und die Juristerei aufzugeben.
Die Bildwelt dieser frühen Schaffensjahre ist einfach, fast trivial. Sie zeigt, was den Maler umgibt. Man fühlt sich an die Neue Sachlichkeit erinnert.
Doch Peiffer Watenphul schildert trotz aller Strenge nicht nüchtern. Er schafft eine andere Wirklichkeit, die seine persönliche ist. Vielfach geheimnisvoll und melancholisch, magisch und surreal. Der flächige Bildaufbau, die starke Farbigkeit und die bewusst naive Umsetzung der Sujets erinnern an Matisse und Rousseau.
Im Herbst 1919 geht er ans Staatliche Bauhaus in Weimar. Er belegt den Vorkurs bei Itten und darf durch die Erlaubnis von Gropius in allen Werkstätten hospitieren. In dieser prägenden Zeit in Weimar, die bis zum Sommer 1922 andauert, ist er mit Klee, Feininger, Kandinsky und Albers bekannt und u. a. eng befreundet mit Schwitters, Schlemmer, Marcks, LaskerSchüler und Gilles. Noch als Student gewinnt er finanzielle Unabhängigkeit durch einen Vertrag mit Alfred Flechtheim, der in Düsseldorf eine Galerie führt. Durch diesen wird er auch Mitglied im Künstlerbund „Das Junge Rheinland“ um Johanna Ey. 1921 zeigt das Folkwang Museum Essen seine erste museale Ausstellung und Flechtheim seine erste Einzelschau in einer Galerie. Max Peiffer Watenphul ist Mitte Zwanzig.
Aus der Zeit am Bauhaus und den sich anschließenden Arbeitsaufenthalten in Salzburg, Wien, Rom, Düsseldorf und seiner Heimatstadt Hattingen
stammt der größte Teil der hier gezeigten Gemälde und Aquarelle. Diese frühen Werke sind Teil eines für sich geschlossenen Werkblockes, der um
1923 ausgereift scheint. Bildbestimmende erdige bis leuchtende Farbtöne und eine flächige Dichte, die die gewollt naiv beschriebenen Sujets bestimmen, werden von zunehmend leichter, luftiger Atmosphäre mit helleren, bis hin zu buntfarbigen Motivbeschreibungen abgelöst.
Im Sommer 1924 reist Peiffer Watenphul für über ein halbes Jahr nach Mexiko. Die volkstümliche Kunst Mexikos begeistert ihn und Städte wie Landschaften regen ihn zu einer neuen Bildsprache an.
Peiffer Watenphul ist sein Leben lang ein Reisender – ob aus einem inneren Drang oder aufgrund der Wirren des Krieges. Besonders das Licht Italiens
und die mediterrane Landschaft gehören zu seinen wichtigsten kreativen Quellen – hier lebt er ab 1946 endgültig bis zu seinem Tod 1976. Einen
hohen Stellenwert nimmt auch der geistige Austausch mit anderen Kreativen und die Auseinandersetzung mit Bildender Kunst ein. Doch sein eigenes Werk bleibt unabhängig und verweigert sich einer Zuordnung. Weder war er in frühen Jahren ein „typischer“ Bauhauskünstler, noch ließ er sich in
der Nachkriegszeit von abstrakten Tendenzen in der Kunst beeinflussen. Vielmehr verband er konsequent seine inneren Bildwelten mit denen, die ihn
umgaben.
Es erscheint ein Katalog. Die Galerie Michael Haas wurde 1976 von Michael Haas in Berlin gegründet. Die Galeriearbeit widmet sich der Kunst der Klassischen Moderne, der deutschen und internationalen Kunst nach 1945 und der Kunst der Gegenwart.
In mehr als 40 Jahren wurden international bekannte Künstler in Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert (z. B. Georg Baselitz, Jean-Michel Basquiat, Günther Brus, Giorgio de Chirico, Otto Dix, Jean Dubuffet, Jean Fautrier, Hans Hofmann, Ernst-Ludwig Kirchner, Per Kirkeby, A.R.
Penck, Arnulf Rainer, Louis Soutter und Gerhard Richter). Zwei weitere Schwerpunkte stellen der Kunsthandel sowie der Aufbau jüngerer
künstlerischer Positionen dar (z.B. Nicole Bianchet, Marianna Gartner, Leiko Ikemura, Martha Jungwirth, Dirk Lange, Stefan Mannel, Jakob Mattner und René Wirths). Die Galerie Michael Haas ist regelmäßig auf internationalen Kunstmessen wie der Art Basel und der Art Cologne vertreten.
Abb.: Max Peiffer Watenphul “Fabriklandschaft mit rauchenden Schloten”, 1919, Öl auf Leinwand, 37,5 x 49,5 cm © Max Peiffer Watenphul und Galerie Michael Haas
Datum: 10.01.2020 – 16.02.2020
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