(Outside) Flaneur: „Überragende Lady“

Flaneur: „Überragende Lady“, Jana Noritsch

Whoohooo: Auf der unmittelbaren Bezirksgrenze von Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Mitte – hinter uns befindet sich der Märchenbrunnen und der Mont Klamott im Volkspark Friedrichshain – ragt an einer Häuserwand das übergroße Mural ‘Attack Of The 50 Foot Socialite’ von Tristan Eaton. 

Street-Art-typisch begrenzt sich der Bildraum auf die Fläche des Hauses, das des Künstlers Leinwand ist. Hier handelt es sich um fünf Etagen. Haut, Haare und der Gegenstand in der linken Hand der abgebildeten Frau – in sich das Bildnis einer Sex-Ikone – scheinen neben schwarz-weiß-fotografierten Parts aus collagierten Musterungen zu bestehen. Die farbintensiven, floralen Ornamente erinnern unmittelbar an die Tapetenmuster der Fünfziger- und Sechzigerjahre. Der Künstler Tristan Eaton aus L.A. gibt so einen Hinweis auf die Hintergründe des Murals. Das Wandgemälde ist eine Anlehnung an das Filmplakat der angriffslustigen, kolossalen 20-Meter-Dame aus dem Jahr 1958: Dieser Fantasy-Film heißt ATTACK OF THE 50 FOOT WOMAN.

Tristan Eaton: 50 Foot Woman © Jana Noritsch
Tristan Eaton: 50 Foot Woman © Jana Noritsch

Der Plot des Films ist, dass die reiche Erbin Nancy Archer eine Begegnung mit einem Alien hatte, der sie zu einer Riesin wachsen lässt. Sie nutzt ihre Größe, um sich an ihrem Ehemann Harry und seiner Geliebten Honey Parker zu rächen. Eine Liste der Fünfzigerjahre-Fantasy-Filme führt wikipedia (Science-Fiction-Filme der 1950er Jahre – Wikipedia).

Tristan Eaton gehört mit dieser Arbeit von 2014 zum „One Wall Project“, das von der Urban Nation Berlin gesteuert wird und auf diese Weise auch Street Art außerhalb des Museums anbindet.

Der Unterschied: Vergänglichkeit

Da Tristan Eaton sein Bild ‘Attack Of The 50 Foot Socialite’ nannte, was man mit „Angriff der 20-Meter-Partylöwin“ (Salonlöwin mit Promistatus) übersetzen könnte, fragen sich die Flaneurin und der Flaneur unweigerlich, wessen launischer Ausbruch hier gemeint sein könnte? Da Streetart- und Urban-Art-Künstler im Grunde abhängig sind von den zur Verfügung gestellten Wandfläche, könnte sich beispielsweise der/die Besitzer:in des Wohnhauses oder auch die Mieter:innen der Nachbarschaft einmal gegen das Mural entscheiden. Dann wird es übermalt und verschwindet. Andererseits kann sich natürlich auch gefragt werden, wer sich hier mit wem schmückt? Immerhin gewinnt eine Immobilie viel PR, Tourismus und Zuspruch, wenn es ein starkes Mural hat 😉 Tristan Eaton (*1978) hat sich mit großflächigen Wandmalereien einen Namen gemacht und ist auch im MoMa zu finden.

Diese Unbeständigkeit ist einer der größten Unterschiede zu anderen Kunst-Genres wie zum Beispiel Malerei auf Leinwand: Die Kunstschaffenden akzeptieren, dass das eigene Werk vergänglich ist, weil es früher oder später übermalt wird. Davor ziehe ich den Hut.

Streetart-Künstler zeichnet aus, dass sie sich immer weiterbewegen und so bereichern sie nicht nur sich selbst, sondern vielerorts die Gesellschaft.

Hier findet ihr die Internetseite von Tristan Eaton: ‘Attack Of The 50 Foot Socialite’ (Berlin, Germany) — Tristan Eaton.

Ein paar Schritte weiter, hinter dem Kino Filmtheater am Friedrichshain, gibt es übrigens den besten Eisladen im Bötzowkiez: Il Gelataio gegenüber vom Volkspark Friedrichshain (Adresse: Am Friedrichshain 5, 10407 Berlin).

Mural Hauswand Am Friedrichshain 33 

10407 Berlin-Prenzlauer Berg

Nahe den Bushaltestellen „Am Friedrichshain“ der Buslinien 142 oder 200, ggü. vom Eingang Volkspark Friedrichshain (Am Märchenbrunne)

M4 „Am Friedrichshain“

Veröffentlicht am: 19.03.2021 | Kategorie: Berlin Flaneur, Kolumne Jana Noritsch, Kultur - was sonst noch passiert, Kunst, Kunstspaziergänge, Redaktion-Tipp, | Tag: Kolumne Jana Noritsch, Tristan Eaton,

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