“CLÄRCHENS BALLHAUS” bewahren

Rettet Clärchens Ballhaus - Jana Noritsch

„Clärchens Ballhaus” wird zum 31.12.2019 vom neuen Eigentümer, Yoram Roth, geschlossen. Es besteht die berechtigte Befürchtung, dass die Dauer der geplanten Sanierungsarbeiten von „Clärchens Ballhaus” und die damit einhergehende Schließung des Betriebs zu einem Verlust der bisherigen Betriebsgenehmigung führten könnte. Das würde eine Nutzung in der jetzigen Art unmöglich machen und damit das sichere Ende von „Clärchens Ballhaus”, wie wir es lieben, zur Folge haben. Wir haben das “Bogota” verloren, die “Bar Babette”, das “Autohaus” u.v.m…

Es gibt einen offenen Brief – erstellt von Constanze Kleiner, Eugen Blume, Bedriye und Felix Hansen -, der mit den gesammelten Unterschriften an Yoram Roth übersendet wird.

Gemeinsam bitten wir Yoram Roth, den Betrieb mit den derzeitigen Betreibern – Lisa und David Regher – aufrechtzuerhalten und deren Erfahrung mit den Behörden aus den vergangenen vierzehn Jahren zu nutzen.
Für die Petition werden nun viele UnterzeichnerInnen gesucht, um dem Anliegen das nötige Gewicht zu geben.

Clärchens Ballhaus ist seit 1913 eine feste Instanz in Berlin-Mitte. Clara Bühler (1886–1971), mit ihrem Mann Fritz die erste Betreiberin des damaligen Bühlers Ballhaus, wurde nach Fritz Bühlers Tod zur Namensgeberin bei den Berlinern. Spiegelsaal, Tanzsaal, Biergarten…
“Ehrliche Berlin-Atmosphäre zwischen Gestern und Heute: “Clärchens Ballhaus” war immer ein wichtiger Ort zum Verweilen – unzählige Geschäftstreffen und Galerierundgänge fanden hier ihren besonders charmanten Abschluss. Aber nicht nur mit Gästen von außerhalb sind wir gerne ins “Clärchens” gegangen, sondern mit Freundinnen haben wir hier ihren Junggesellinnen-Abschied zelebriert, Geburtstage gefeiert oder einfach getanzt bis in die Morgenstunden. Berlin braucht diesen Ort auch künftig! Das “Clärchens” sollte weiterhin einfach zugänglich sein. Für den Fall, dass sich der neue Eigentümer für Berlins Spitzengastronomie als neue Betreiber entscheidet, wird sich dieser Ort stark verändern.” Jana Noritsch (Collectors Club Berlin)

Die Erstunterzeichnerliste und das Statement der Initiatoren sind ebenso transparent auf der Internetseite einsehbar wie der Brief an Yoram Roth.

Clärchens, Spiegelsaal, abends ©Bernd Schönberger
Clärchens Ballhaus, Spiegelsaal, abends ©Bernd Schönberger

Der Brief:
“Sehr geehrter Herr Roth,
wir beglückwünschen Sie als neuen Eigentümer von „Clärchens Ballhaus“. Sie haben nun die seltene Möglichkeit, etwas Besonderes zu erhalten und sicher in die Zukunft zu führen. Wir bitten Sie:
Setzen auch Sie – wie schon Gisa und Hans-Joachim Sander in den vergangenen vierzehn Jahren – Vertrauen in die jetzigen Betreiber. Das Ehepaar Sander ist durch den damaligen Kauf dieses Gebäudes und ihre Entscheidung, die Bewirtschaftung der Immobilie nicht der Gewinnmaximierung unterzuordnen, in die Kulturgeschichte dieses Hauses eingetreten. Sie haben damit ein Kapitel Berliner Kulturgeschichte mitgeschrieben. Sehr geehrter Herr Roth, schreiben auch Sie das nächste Kapitel in diesem Sinne!
Ganz normale Leute, darunter Nachbarn, Künstler, Architekten, Kuratoren, Schriftsteller, Journalisten, Schauspieler, Regisseure, aber auch Galerien, Kanzleien, kleine und große Firmen haben ihre Erfolge, Jubiläen, Geburtstage, Hochzeiten oder „einfach nur so“ hier gefeiert. Unendlich viele Menschen sind sich genau dort zum ersten Mal begegnet, haben sich beim Tanzen im „Clärchens“ das erste Mal geküsst und unsterblich verliebt – Berlin und der Welt würde dieser Ort fehlen!
Das Ende von „Clärchens Ballhaus“ in seiner heutigen Form würde einer Amputation gleichkommen – wir alle empfinden den Verlust fast physisch.
„Clärchens Ballhaus“ wurde 1913 eröffnet und überdauerte zwei Weltkriege, das Dritte Reich und die deutsche Teilung. Heute ist „Clärchens Ballhaus“ samt dazugehörigem Spiegelsaal durch das sensible Bewirtschaften seiner jetzigen Betreiber der Fixstern in der neuen Mitte Berlins mit seinen Galerien, Sammlungen, Kunstinstitutionen, Restaurants und Cafés geworden – mit internationaler Strahlkraft.
Bitte schenken Sie den jetzigen Betreibern des Ballhauses das gleiche Vertrauen wie die Vorbesitzer und erhalten Sie mit deren Hilfe den Betrieb aufrecht. Nutzen Sie die Erfahrung der vergangenen vierzehn Jahre mit Denkmalschutz und Genehmigungsbehörden.
Retten Sie diesen besonderen Ort! „Clärchens Ballhaus“ ist eine der wenigen funktionierenden Institutionen, der auch bis dato die zuständigen Verwaltungsinstanzen nicht verhindernd gegenüberstanden, die Berlin-Mitte geblieben sind.
„Clärchens Ballhaus“ ist das starke, alte Herz von Mitte. Bitte sorgen Sie dafür, dass es weithin für alle schlägt!”

Weitere Bilder, alle Informationen und die bisherigen UnterzeichnerInnen auf: https://berlin-for-claerchens.de/#unterschriften

Copyrights: Textteile von www.berlin-for-claerchens.de: Constanze Kleiner  Alle Fotos: © Bernd Schönberger

Veröffentlicht am: 29.12.2019 | Kategorie: Kolumne Jana Noritsch, Kultur - was sonst noch passiert, Kunst, Redaktion-Tipp,

36 Meinungen zu ““CLÄRCHENS BALLHAUS” bewahren

    • Jana Noritsch sagt:

      Hallo – und vielen Dank für’s Unterzeichnen! Es wird auf die neuen Betreiber ankommen: Für den Fall, dass Berlins High-Class-Gastronomie das Clärchens betreiben wird, werden Barrieren geschaffen und das Band zwischen den BerlinerInnen und dem Haus, so wie wir es -einfach zugänglich- kennen, zertrennt. Die zweite Grundlage der Befürchtung ist der Bauantrag, der nicht transparent gemacht wird, und die Stadt könnte natürlich noch mehr, außer den Spiegelsaal, bspw. den Garten, unter Denkmalschutz stellen. (Der BZ-Artikel aus dem Dezember ist eine Ergänzung der Pressemitteilung im Sommer, aber kein wirkliches Update.) Es wird ein gemeinsamer Gesprächstermin angestrebt, mehr dazu hier: https://berlin-for-claerchens.de/wp-content/uploads/2020/01/Statement_Initiatoren_14.-Januar-2020.pdf Mit bestem Gruß! Jana

  1. Link, Annerose sagt:

    Berlin ,ohne Klärchens Ballhaus- unvorstellbar. Es hätte schon vor Jahren unter Denkmalschutz gestellt werden müssen, dann müssten wir jetzt nicht um sein Ende fürchten. Ich hoffe mit allen, die hier ihre Erinnerungen und ihr Wissen um die wechselvolle Geschichte dieses in Berlin einmaligen Ballhauses teilen, dass der neue Besitzer Wort hält und Klärchens Ballhaus in altem Glanz wieder auferstehen lässt, für alle die es lieben und schätzen !

  2. Detlev Buck sagt:

    Dear Mr Yarom Roth, profit cant be the first reason to buy a historical place like Clârchens Ballhaus. it must be love, to protect it.

  3. Christian von der Goltz sagt:

    Ich habe als Musiker oft im Spiegelsaal gespielt und habe auch unten im Ballsaal getrunken und getanzt und jedesmal Gänsehaut gehabt: vor Glück, dass es diesen Laden gibt, vor Ehrfurcht über dieses lebende Denkmal aus dem alten Berlin, wie es keines sonst mehr gibt. Wirklich keines mehr. Könnte ich es, ich würde alles tun, um es zu erhalten.

  4. Paul Festa sagt:

    The Spiegelsaal is one of the most magical places in Berlin if not Europe and a vitally important cultural resource. How techno clubs are protected by law and the Spiegelsaal isn’t will have to be one of the mysteries.

  5. Johanne Mckeever sagt:

    Clärchen is world reknown. Immortalised in film, literature and the memories of the thousands who have enjoyed her. As an expat living in Berlin in the early 90s, I knew of it and the pleasure and entertainment it provided the community it served before l arrived. I spent many a happy memory here. To loose such a cultural icon, and a link to another time with its old world charm, would be devistating. Please preserve this place for those who have built their stories and dreams around her…Clärchen is like one of the last great Duchess of the Berlin Cultural Scene. She may be old, and fallen on hard times but she is still beautiful, full of joy and has much to offer.

    • Jana Noritsch sagt:

      ❤️ wow – thank you so much for these words, Johanne! That’s it.. We really appreciate your comment – and hope that Clärchens can go on to be such an charmy cultural icon! Very best, Jana

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