Video: Gerhard Richter – Künstlerbücher – Neue Nationalgalerie

Anlässlich seines 90. Geburtstags am 9. Februar 2022 zeigt die Kunstbibliothek in der Neuen Nationalgalerie erstmals die Künstlerbücher Gerhard Richters in einer großen Überblicksausstellung. Die Bücher, für die Richter immer auf eigene Bildmotive zurückgriff und mit abstrakten Verfahren experimentierte, sind für das Verständnis seiner Arbeit und sein Selbstbild als Künstler unverzichtbar. Mit Werken aus der Sammlung der Kunstbibliothek, der Nationalgalerie und dem Kupferstichkabinett sowie Leihgaben des Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und des Verlags der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln, gibt die Ausstellung einen einzigartigen Einblick in die Gedankenwelt des Künstlers.

Gerhard Richter (* 9. Februar 1932 in Dresden) ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Künstler der Gegenwart. Seit Jahrzehnten begeistert seine Kunst durch die malerischen Techniken, die Intelligenz der Themen und die konsequenten Umbrüche der Arbeitsweisen, von den ersten grau verwischten Bildern nach Fotografien bis zu den farbigen abstrakten Bildern. Bereits 1966 entstand das erste Künstlerbuch von Richter in Zusammenarbeit mit Sigmar Polke. Seitdem sind Bücher für das Verständnis seiner Arbeit und sein Selbstbild als Künstler unverzichtbar geworden.

Die Künstlerbücher im Kontext des Gesamtwerks

In der Ausstellung im Grafischen Kabinett der Neuen Nationalgalerie werden Richters Künstlerbücher in einer Gesamtschau mit druckgrafischen Editionen aus der Sammlung des Kupferstichkabinetts präsentiert und durch das für sein Schaffen paradigmatische, große abstrakte Bild „Atelier“ aus der Sammlung der Nationalgalerie ergänzt. Vom Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König in Köln, in dem fast sämtliche Künstlerbücher Gerhard Richters erschienen sind, stammen zahlreiche Publikationen, die zum Blättern, Entdecken und Lesen in die Hand genommen werden können. Wertvolle Vorzugsausgaben, Editionen, Entwürfe und Briefe aus dem Gerhard Richter Archiv der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden runden die Sonderausstellung ab.

Drei Themen der Ausstellung: Selbstbild, Fotografie, Zufall

Das Bild des Künstlers zeigt die Inszenierung Gerhard Richters als Autor seiner Bilder. Sein Selbstbild als Maler entstand in Büchern und Katalogen, auf Druckgrafiken, Einladungen und Plakaten aus vielen Variationen und Verschiebungen der gesellschaftlichen Erwartungen an einen Künstler. Parodie, Maskerade und Spiel, vor allem Ironie und Humor sind die Mittel, mit denen er sich einer Festlegung auf einen Malstil entzog.

Das Bild der Fotografie zeigt die fotografischen Reproduktionen seiner gemalten Bilder, die es Richter ermöglichten, die Motive von ihrem Bildträger zu lösen und Distanz zu gewinnen. Neue Kontexte entstanden in Büchern durch die Technik der fotografischen Vergrößerung in extreme Details. Im Buch traten die zahllosen eigenen Fotografien von Gerhard Richter an die Stelle von Pressebildern, sie wurden mit Lackfarben übermalt oder fanden ihren Ort im Atlas, dem großen Archiv der künstlerischen Arbeit.

Das Bild des Zufalls zeigt das Zusammenspiel von Kalkül und Zufall im Werk von Gerhard Richter. Um neue Bildmotive zu finden, brachte er nach dem Vorbild der Kompositionen von John Cage und Steve Reich den Zufall ins Spiel, als Gegenüber des Künstlers, mit dem er in kontrollierten Operationen die Texte in Büchern zerteilte und zusammensetzte oder die Dynamik von Farben und Mustern in Bildern erprobte.

Die Ausstellung eröffnet auch einen Ausblick auf die verstärkte Zusammenarbeit der Sammlungen der Staatlichen Museen zu Berlin im künftigen Museum des 20. Jahrhunderts. Sowohl die Kunstbibliothek als auch das Kupferstichkabinett werden im neuen Haus der Nationalgalerie eigene Ausstellungsbereiche mit ihren reichen Beständen bespielen.

Das Museum des 20. Jahrhunderts

Ebenso stellt die Gerhard Richter Kunststiftung der Nationalgalerie 100 Arbeiten für das Museum des 20. Jahrhunderts am Berliner Kulturforum als langfristige Leihgaben zur Verfügung – darunter bedeutende Einzelwerke wie „Besetztes Haus“ (1989) oder Werkserien wie der vierteilige Zyklus „Birkenau“ (2014). Ab 2023 werden ausgewählte Werke des Konvoluts im Grafischen Kabinett der Neuen Nationalgalerie präsentiert; nach Fertigstellung des Neubaus von Herzog & De Meuron werden sie in dem Gerhard Richter gewidmeten Raum im Obergeschoss des Museums zu sehen sein.

In der Sammlung der Nationalgalerie befinden sich bereits zahlreiche Arbeiten von Gerhard Richter, darunter Hauptwerke wie „Vorhang III“ (1965) oder „Seestück (See-See)“ (1970). Bereits 1986 fand im Untergeschoss der Neuen Nationalgalerie die Sonderausstellung „Gerhard Richter. Bilder 1962-1985“ statt; 2012 folgte die große Retrospektive „Gerhard Richter. Panorama“ in der oberen Halle der Neuen Nationalgalerie.

Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Neuen Nationalgalerie und dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin gezeigt, die die Ausstellung auch durch Leihgaben unterstützen. Damit zeichnet sich auch eine multimediale Perspektive auf die Zukunft am Kulturforum ab, in dessen Zentrum das Museum des 20. Jahrhunderts von Herzog & De Meuron eröffnen wird und in dessen Ausstellungsräumen die verschiedensten Medien der Kunst durch das weite Spektrum der Sammlungen einen neuen Ort des Dialogs finden werden.

Der Katalog zur Ausstellung

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln. Mit „Gerhard Richter. Künstlerbücher 1966–2021“ ist im selben Verlag ein kommentiertes Werkverzeichnis der Bücher und Originalbeiträge in anderen Publikationen in Vorbereitung.

Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Gerhard Richter Archiv, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, dem Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König, Köln und der Nationalgalerie und dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin.

Gerhard Richter. Künstlerbücher

10. Februar – 29. Mai 2022

Neue Nationalgalerie

Potsdamer Straße 50, 10785 Berlin
Di – Mi 10 – 18 Uhr, Do 10 – 20 Uhr, Fr – So 10 – 18 Uhr

Beitragsbild und Video: @Kunstleben Berlin

 

Veröffentlicht am: 15.02.2022 | Kategorie: Ausstellungen,

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