Angeschaut: 20 I 20 – 100 Jahre Großberlin im Schoeler Schlösschen

20 I 20 – 100 Jahre Großberlin im Schoeler Schlösschen. Jeannette Hagen für Kunstleben Berlin

Die Ausstellung 20 I 20 – 100 Jahre Großberlin im Schoeler Schlösschen richtet den Blick nicht nur auf das Thema – 100 Jahre Großberlin – sondern auch auf Künstler*innen, die heute in Berlin leben und arbeiten…

Was tun, wenn der Kunstbetrieb aufgrund der Corona Pandemie komplett heruntergefahren ist? Wenn sich die – für viele Künstler*innen ohnehin schon prekäre Lage – durch das Wegfallen von Ausstellungen und damit auch von Orten, wo sich sonst die Gelegenheit bot, neue Kontakte zu knüpfen, maximal verschärft?

Das haben sich Elke von der Lieth und Oliver Möst auch gefragt und beschlossen, den Blick ihrer nächsten Ausstellung nicht nur auf das Thema – 100 Jahre Großberlin – sondern vor allem auf jene Künstler*innen zu richten, die heute in Berlin leben und arbeiten. Entstanden ist eine unglaublich schöne und vielfältige Ausstellung, die 100 Bilder Berlins zeigt – gemalt, fotografiert, gefilmt oder zusammengesetzt von 58 Künstler*innen, die dem Open Call gefolgt sind und ausgewählt wurden.

Was die Ausstellung zusätzlich besonders macht, ist der Ort, in dem sie gezeigt wird: Das Schoeler Schlösschen in Berlin Wilmersdorf, das selbst schon deutlich mehr als 100 Jahre in Berlin Wilmersdorf steht. Ein Gebäude mit einer Geschichte, die auch typisch für Berlin ist. Da hat man so eine Perle, lässt sie, weil die Nutzung über Jahre nicht klar ist, vergammeln, findet ewig kein passendes Konzept, aber bietet auf der anderen Seite plötzlich auch Raum für Interimslösungen. Von 2019 bis zum 2. Oktober 2020 wurde und wird das Haus für Ausstellungen genutzt.

Dass das Gebäude in einem halbfertigen Zustand ist, weil Baumaßnahmen einst unterbrochen und nicht weitergeführt wurden, passt so gut zum Thema Berlin wie die 100 Werke, die mit einem treffsicheren Blick für das, was Berlin ausmacht, ausgewählt wurden. Ob die „Müllmänner 2“ von Silke Bartsch, die Improvisationsarchitektur, aufgenommen von Andreas Göx unter dem Thema „Pausen“ oder der Zustand Berlins nach dem Abschmelzen der Polkappen, festgehalten in einer „Karte von Berlin“ von Thomas Behling – die Werke zeigen, wie wichtig Künstler*innen auch als Bewahrer von Erinnerungen und Mahner für die Zukunft sind.

Damit verbindet die Ausstellung Geschichte, Gegenwart und Zukunft und stellt, ohne dass es bildhaft thematisiert wird, die Frage, was denn unsere Stadt ohne die vielen Künstler*innen wäre. Die Antworten dürfen die Besucher*innen finden. Allerdings nur noch an drei Tagen (30.09., 01./02.10. 2020). Danach wird das Schoeler – Kunsthaus für alle wieder geschlossen und vom Bezirk übernommen – geplant ist ein Kulturstandort mit Café. Ob das dann auch so kommt, wird man vielleicht in 100 Jahren in einer anderen Ausstellung sehen.

Mehr unter: www.schoeler-berlin.com

Veröffentlicht am: 30.09.2020 | Kategorie: Ausstellungen, Kolumne Jeannette Hagen, Redaktion-Tipp,

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