ERROR EXPLANATION – Gruppenausstellung

68projects freut sich, anlässlich des Gallery Weekend Berlin die Gruppenausstellung „Error Explanation“ mit Arbeiten von Ivana de Vivanco, Sally Kindberg und Paris Giachoustidis zu präsentieren. Die Künstler*innen experimentieren auf unterschiedliche Weise mit der zeitgenössischen figurativen Malerei und fordern in ihren Werken einen Diskurs über die Geschichte der Menschheit und die Absurdität unserer Zeit heraus. Sie sind dabei abwechselnd satirisch, theatralisch und komisch – Humor spielt in den ausgestellten Arbeiten eine wichtige Rolle.

Error Explanation – Fehlererklärung

Eine komplexe Untersuchung des heutigen Lebens durch eine eigenwillig-ironische Linse betrachtet, was die Betrachter*innen zu einer Perspektive verführen soll, aus der das Absurde und das Zivilisierte untersucht werden kann. Durch „Error Explanation“, also Fehlererklärung, loten die Künstler*innen somit gesellschaftliche „Fehler“ aus, um so unseren kollektiven Begriff der Welt heute und ihre Geschichte besser zu verstehen und neu auszurichten. Dabei setzen sie sich mit Themen wie Genderkonformität, Hoch- und Popkultur, Kapitalismus und koloniale Vergangenheiten auseinander.

In den Arbeiten von Ivana de Vivanco werden wir mit einer kompletten Umkehrung von Rollen konfrontiert – weibliche Figuren mit entschiedenem Blick und einer starken Präsenz stehen im Zentrum, während Vertreter der Geschichte des westlichen Kolonialismus sich von dem Chaos, das sie geschaffen haben, niedergetreten wiederfinden. Eine Kette führt von einer Arbeit zur nächsten, eine Kette der Konformität und eine Kette der Unterscheidung. Sie markiert die Fesseln indigener Bevölkerungen und die Rolle der Frau in der Gesellschaft – diese Kette allerdings wird schließlich zu einem Accessoire, eine Erinnerung an die dunkle Vergangenheit und die überwundenen Kämpfe. Sie hält die Frau nicht mehr zurück und zieht an ihren Zöpfen, sondern liegt ihr ruhig um den Hals und verweist nun auf ihre Macht.

Sally Kindbergs Untersuchung unserer Umgebung findet sehr viel stärker auf einer formalen Ebene statt. Das Tragikomische der Gesellschaft findet seinen Weg durch die zarten Linien zwischen imaginären und alltäglichen Szenen und Darstellungen. Die komplexen Unterschiede zwischen Formen der Sprache, wie eine stilisierte Form, der Einsatz von Farbe, Fotorealismus, oder Markierungen lösen die Bildflächen auf. Wo die Flächigkeit auf fast so etwas wie Dreidimensionalität trifft, fragen sich die Betrachter*innen überrascht, wo die vorherrschende Figuration endet und die Abstraktion beginnt? Kindbergs surreale Malereien verbinden unterschiedliche Stränge zeitgenössischer Kultur und kommentieren unsere tägliche Konfrontation mit ergreifenden und gleichzeitig trivialen Aspekten unseres Alltagslebens.

Paris Giachoustidis‘ kritische Praxis verdinglicht Semiotik und Kultur. Auf Grundlage von externen Inhalten aus dem Internet und historischen Aufzeichnungen schafft Giachoustidis höchst aktuelle, gesellschaftlich relevante Arbeiten, die unsere Wahrnehmung beim Umgang mit massenmedialen Bildern schärfen. Der Künstler entdeckt neue adäquate Formen von malerischer Aneignung und Verfremdung und drückt durch seinen distanzierten Prozess auf subtile Art Absurditäten der zeitgenössischen Kultur aus. Pseudorealistische Elemente innerhalb seiner Malereien untergräbt er, indem er scheinbarwenig kultivierte Eigenschaften hinzufügt und so die vorherrschenden Sehgewohnheiten der Betrachter*innen durcheinanderbringt. In seinen neuesten Bildern kritisiert Giachoustidis spielerisch die Farce der kapitalistischen Freiheit und die letztendliche Entfremdung der Arbeiter*innen sowohl vom Leben als auch von der Arbeit.

Ivana de Vivanco

Ivana de Vivanco (* 1989 in Lissabon) ist eine chilenisch-peruanische Künstlerin, die bei Gonzalo Díaz Cuevas an der Universidad de Chile Kunst studierte. 2013 zog sie nach Deutschland um und studierte an der HGB in Leipzig bei  Oliver Kossack. Sie schloss ihr Studium als Meisterschülerin von Annette Schröter 2016 ab. Ihre Arbeiten wurden in wichtigen Publikationen veröffentlicht, unter anderem in 100 Painters of Tomorrow (Thames & Hudson) und wurden in Chile, Deutschland, Spanien, Belgien, England, Italien, Polen, Luxemburg und in der Schweiz ausgestellt. Sie erhielt Stpiendien vom DAAD, der Heinrich-Böll-Stiftung und der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen; außerdem wurde sie 2015 mit dem Marion Ermer Preis ausgezeichnet. 2021 hatte sie ein Residenzstipendium am Centro de Arte Casa de Indias in Cádiz. In letzter Zeit wurde sie a Museum für Zeitgenössische Kunst Santiago in Chile, der Kunsthalle Darmstadt sowie bei Josef and The RYDER Projects in Madrid ausgestellt.  Zu ihren bevorstehenden Ausstellungen gehören „How I Feel“ mit Yan Copelli bei Mamalike in New York und „Trace Evidence“ in der Galerie Badr El Jundi in Marbella.

Sally Kindberg

Sally Kindberg (*1970 in Schweden) studierte am Goldsmiths, University of London, und lebt und arbeitet in London. 2020 wurde sie mit dem John Moores Painting Prize ausgezeichnet. 2021 hatte sie eine Einzelausstellung in der at Four You Gallery in Dubai; 2018 wurde ihre von Maria Stenfors kuratierte Einzelausstellung „Soft Bite“ in der Londoner 12 Star Gallery präsentiert. 2021 nahm sie zudem an der von Sasha Bogojev kuratierten Gruppenausstellung „Domesticity“ in der Volery Gallery in Dubai teil. Sie ist an zahlreichen weiteren Gruppenausstellungen beteiligt, dazu gehören:  Not Dream of Islands, ausgewählt von John Chilver und Daniel Pettitt, in der Palfrey Gallery, London; Secret Charter in Dulwich Picture Gallery, London; XIX Cerveira International Art Biennial, Portugal; die Wanderausstellung Nature Morte Contemporary: Artists Reinvigorate the Still Life, kuratiert von Michael Petry und Roberto Ekholm, die in Schweden, Polen und Großbritannien gezeigt wird. Ihre Arbeiten werden auch im Mai 2021 auf der Messe in St. Agnes der König Galerie zu sehen sein.

Paris Giachoustidis

Paris Giachoustidis (* 1990 in Serres) hat einen BA und MA sowohl von der Aristoteles-Universität Thessaloniki und der Weißensee Kunsthochschule in Berlin. In Griechenland wie auch in Deutschland werden seine Werke häufig ausgestellt, unter anderem bei KWADRAT, Berlin; im KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Berlin; im Kunstraum Bethanien, Berlin; im Max-Liebermann-Haus, Berlin und in der Berliner Galerie Russi Klenner. 2020 erhielt der ein NEUSTART KULTUR Stipendium für bildende Künstler*innen, und 2017 den Kunstpreis des Hauses am Kleistpark. Seine Arbeiten befinden sich in zahlreichen Privatsammlungen wie der Christos & Polly Kolliali Collection, der Miettinen Collection und A Private Collection – Tyrown Vincent. Zu seinen bevorstehenden Ausstellungen im Jahr 2021 gehören „Arte Noah“ in der Kunsthalle Feldbach in Österreich, „Wie bereits eingangs erwähnt“ im BcmA arts project space in Berlin sowie „Arche für die Kunst“ im Kunstverein Bad Saltzdetfurth in Bodenburg.

ERROR EXPLANATION

29. April – 19. Juni 2021

68projects

Veröffentlicht am: 28.04.2021 | Kategorie: Ausstellungen, Kunst, | Tag: Gallery Weekend 2021,

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