Kunstleben Berlin will wissen, was Lederer selbst über seine großen Erfolge oder Misserfolge und über die Zukunft der Kunst- und Kulturstadt Berlin denkt. Noch ist er Kultursenator unserer Stadt, doch bald schon könnte er Bürgermeister sein. Klaus Lederer hat sich stark gemacht für die Berliner Kunst- und Kulturszene, vor allem für die „Szene“, die freien, die partizipatorischen, die „soziokulturellen Nischen“, wie der Tagesspiegel schreibt.
Viele werden ihn als Kultursenator in guter Erinnerung behalten, nicht zuletzt auch, weil es seinem Engagement zu verdanken ist, dass die kleinen Häuser und die Solo-Selbstständigen der Kulturszene zu Beginn der Pandemie recht schnell an die ersten Förderungen herankamen. In seine Amtszeit fallen aber auch die Abkehr einiger großen Galerien und Sammlungen von der Hauptstadt.
Kunstleben Berlin will wissen, was Lederer selbst über seine großen Erfolge oder Misserfolge und über die Zukunft der Kunst- und Kulturstadt Berlin denkt. Hier seine Antworten:
Was war bisher für Sie der größte Erfolg in Ihrer Zeit als Kultursenator?
In der Rückschau auf nun etwas mehr als 4 Jahre im Amt des Kultursenators zeigen sich schon eine Reihe von Erfolgen, viele Mosaiksteinchen, die oftmals vielleicht nur von den Betroffenen als spürbare Verbesserung ihrer Situation wahrgenommen werden und nicht unbedingt von der gesamten Stadtgesellschaft oder in unserer Kulturlandschaft in Gänze. Dazu würde ich in jedem Fall zählen, dass die Tarifaufwüchse an unseren Bühnen seit 2 Haushalten nicht mehr aus den künstlerischen Etats der Einrichtungen bezahlt werden müssen oder, dass wir bezirkliche Kulturarbeit deutlich stärker unterstützen, oder, unsere Museen endlich Ausstellungsetats haben, oder wir mit dem Radialsystem und der Alten Münze Kulturstandorte in der Stadt entweder erhalten haben oder gar neu schaffen… Aus diesen und vielen anderen „Steinchen“ ergibt sich dann das Bild, mein Leitmotiv: Mehr Kulturangebote, aber auch mehr Teilhabemöglichkeiten für alle in der ganzen Stadt.
Im Gegensatz dazu: der größte Misserfolg oder das größte Ärgernis?
Auch hier ist es schwer, einen ersten bzw. letzten Platz zu vergeben. Ärgerlich ist es, wenn Dinge länger dauern, als gedacht, wenn sie mehr kosten, als gedacht… oder auch, wenn sich große Hoffnungen nicht erfüllen. Das heißt dann immer mehr Arbeit, längere Diskussionen und zusätzliche „Schleifen“ bis das Ergebnis befriedigt; das ist ärgerlich, aber man hat es halbwegs in der Hand. Das größte Ärgernis ist aber jenes, welches man mit noch so guter Arbeit und gutem Willen nicht auflösen kann. Mithin gehört also auch hier Corona einer der vorderen Plätze: Es tut weh, Bühnen, Museen und andere Kultureinrichtungen wie Clubs zu schließen… jeden kulturellen Ausgleich zu untersagen, weil es alternativlos ist und nur so Leben gerettet werden können. Das ist bitter, gerade dann, wenn man die soziale Situation von Künstler*innen und Kulturschaffenden eigentlich verbessern will – und sie plötzlich ganz existenziell retten muss, leider ahnend, dass man es nicht komplett schaffen wird.
Und, was wünschen Sie sich für unsere kultur- und kunstvolle Stadt?
Ich hätte viele Wünsche. Die sind im Moment aber alle aufgeschoben und müssen dem einen Wunsch weichen: So glimpflich wie möglich durch die Krise zu kommen, das heißt ohne irreparable Schäden an der großartigen, breiten und vielfältigen Kulturlandschaft unserer Stadt.
Beitragsbild: Foto: @Lena Ganssmann