Kunst und Kultur mit Claudia Roth

Claudia Roth wird Staatsministerin für Kultur und Medien. Jeannette Hagen für Kunstleben Berlin

Als ich gelesen habe, dass Claudia Roth den Posten der Staatsministerin für Kultur und Medien übernehmen und damit Monika Grütters ablösen wird, war mein erster Impuls Freude. Ich sage es offen: Ich mag Claudia Roth. In meinen Augen ist sie taff, ich nehme sie als Instanz wahr und als eine Frau, die im Sturm stehen kann und nicht die Nerven verliert. Dazu ist sie – und das sind natürlich Nebensächlichkeiten – stets farbenfroh gekleidet und war mal Managerin der Band Ton Steine Scherben. Insgesamt eine coole Erscheinung, die meiner Ansicht nach gut auf diesen Platz passt.

Aber was genau macht eigentlich eine Staatsministerin für Kultur und Medien? Ein Blick auf die Seite der Bundesregierung verschafft Klarheit. Kulturstaatsminister*innen sind dafür zuständig:

  • die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Kultur- und den Medienbereich über die Bundesgesetzgebung kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu verbessern,
  • Kultureinrichtungen und -projekte von nationaler Bedeutung zu fördern,
  • für die kulturelle Repräsentation des Gesamtstaates in der Bundeshauptstadt Berlin zu sorgen,
  • die kultur- und medienpolitischen Interessen Deutschlands in verschiedenen internationalen Gremien zu vertreten,
  • national bedeutsame Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer von NS-Terrorherrschaft zu fördern,
  • in Zusammenarbeit mit Gedenkstätten und Institutionen an das Unrecht in der ehemaligen DDR zu erinnern

Ich erinnere mich, dass Michael Naumann Kulturstaatsminister war, ebenso Julian Nina-Rümelin. An Christina Weiss und Bernd Neumann erinnere ich mich nicht, es ist wohl doch auch eine Frage der Persönlichkeit, wie viele Spuren man hinterlässt. Insofern habe ich Hoffnung.

Für Claudia Roth spricht Vieles: Vor allem – und das erhoffen sich gerade jene aus der freien Kulturszene, deren Bedeutung für die Gesellschaft bislang gnadenlos unterschätzt wurde –  ein längst “überfälliger Paradigmenwechsel in der Kulturpolitik”, wie der Journalist Knut Cordsen  auf der Internetseite des Bayerischen Rundfunks schreibt. “Es ist die schlichte Anerkennung der Tatsache, dass die Kultur dieses Landes weitaus mehr ist als die mitunter arg hohl tönende Repräsentationskultur, als Grüner Hügel, Humboldt-Forum und Berlinale.” Roth arbeitete an Kinder- und Jugend-Theatern, sie kennt sich in der Off-Szene aus und sagt selbst, dass Kultur “kein Sahnehäubchen für gute Zeiten” ist.

Von der Deutschen Presse Agentur nach ihrer eigenen Meinung zu dieser Entscheidung gefragt, antwortete sie: “Schon immer schlagen zwei Herzen in meiner Brust: die große Liebe für die Kunst und Kultur und meine Leidenschaft für die Demokratie. Zwei Bereiche, die untrennbar miteinander verwoben sind, denn unserer Demokratie fehlt ohne Kunst und Kultur die Stimme. Mit dem Amt der Staatsministerin für Kultur und Medien vereinen sich diese zwei Herzen zu einer großen Liebe.”

In meinen Ohren klingt das, nach einer Weitsicht, die bisherige Amtsinhaber*innen haben vermissen lassen. Kunst und Kultur sind Säulen unserer Demokratie. Nicht als “tote Materie” zum Anstarren, sondern als lebendiger Teil der Gesellschaft. Wir brauchen sie mehr denn je als Wegweiser, als Visionsleinwand für Utopien. Als Bindeglied zwischen Kulturen, als Sprachrohr immer dort, wo uns selbst die Worte fehlen. Ich habe Hoffnung und will meine Gedanken ein wenig pathetisch mit Rio Reiser enden lassen:

“Und die Tränen von gestern wird die Sonne trocknen,
Die Spuren der Verzweiflung wird der Wind verweh’n.
Die durstigen Lippen wird der Regen trösten
Und die längst verlor’n Geglaubten
Werden von den Toten aufersteh′n.”

(Rio Reiser, Land in Sicht)

Betragsfoto: Kristian Schuller

Veröffentlicht am: 03.12.2021 | Kategorie: Kolumne Jeannette Hagen, Kultur, Kultur - was sonst noch passiert, Kunst, Kunst - was sonst noch passiert, Redaktion-Tipp,

Eine Meinung zu “Kunst und Kultur mit Claudia Roth

  1. Michael+Otto sagt:

    Gutes ist gut wenn es gut wird und Gutes bewirkt. Ich mag sie auch und alles klingt nach Aufbruch und Neugestaltung. Ich drücke die Daumen für uns Freie und den Genuss sowie die Inspiration für das Publikum! Yeah!

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