Vier automatisierte Flugdrohnen formen die Klanginstallation TETRAKTYS des in Berlin lebenden Künstlers Jens Brand, die eigens für den Projektraum der Schering Stiftung entwickelt wurde.
TETRAKTYS nimmt Bezug auf die Sphärenmusik, die auf der in der Antike entwickelten Vorstellung beruht, dass durch die Bewegungen von Himmelskörpern Töne entstehen, die einen harmonischen Zusammenklang bilden.
Die pythagoreische Sphärenharmonie und die aus ihr hervorgegangenen Ideen der „Musica Mundana“ (Boethius) und „Harmonice mundi“ (Johannes Kepler) dienten einst als universelles Erklärungsmodell für die Ordnung des Kosmos. Der Gedanke einer auf einfachen Zahlenverhältnissen basierenden Welt und die Vorstellung der Einheit von Kunst und Wissenschaft faszinierten bis weit in die Neuzeit hinein. TETRAKTYS spielt auf hintergründig-ironische Weise mit diesen Deutungszusammenhängen.
Brands klingendes Sphärenmodell wird mithilfe eines Instrumentariums erzeugt, das normalerweise in ganz anderen Kontexten eingesetzt wird. Die Flugdrohnen, die im Raum die Eckpunkte eines virtuellen Tetraeders bilden, fungieren als Klangerzeuger eines mechanischen Himmelsmodells. Ihre einfachen, auf Quintenbeziehungen basierenden Akkordstrukturen bilden changierende Klangflächen aus, die als klingende „Sphären“ die sich ständig verändernden räumlichen Konstellationen der „Himmelskörper“ begleiten.
TETRAKTYS ist Teil einer Reihe von Jens Brands Experimenten mit „Weltmaschinen“ – künstlerischen wie wissenschaftlichen Modellen, die dem Zweck dienen, Aspekte der Wirklichkeit zu hinterfragen bzw. kosmologische Phänomene zu erklären. Apparate und Installationen wie der „G-Player“ (2004), die „Kleine Weltmaschine“ (2011) oder „Raumarbeit II“ (2013) versteht Brand als eigenständige Metaphern über die Aneignung von Raum durch Klang bzw. von Klang durch dessen räumlichen Kontext. Auch die Installation TETRAKTYS untersucht dieses Spannungsfeld und greift dabei weit in die Geschichte von Kunst und Wissenschaft zurück.
TETRAKTYS findet im Rahmen der singuhr — projekte Reihe „resonating spaces“ statt, einer Veranstaltungsserie, die das Thema „Raum und Klang“ aus unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven untersucht. Zugleich ist die Ausstellung ein Satellitenprojekt der Gruppenausstellung „entre límites / zwischen grenzen“ von singuhr — projekte im Kunstraum Kreuzberg / Bethanien (26.11.16–15.01.17, Mariannenplatz 2, täglich 11–20 Uhr geöffnet) mit neuen Klanginstallationen von insgesamt zehn mexikanischen und deutschen Künstlern.
TETRAKTYS
25. November 2016 bis 15. Januar 2017
Schering Stiftung
Unter den Linden 32-34
10117 Berlin